Remote Work: Eine deutsche Tragödie

– Ein Vortrag von Dr. Stephan Meyer

7:30 Uhr, ein Konzerngebäude irgendwo in Deutschland. Sarah K., Entwicklerin mit Harvard-Abschluss, betritt das Büro des Personalchefs. „Es tut mir leid“, sagt sie, „aber ich ziehe nach Barcelona. Mein Partner hat dort einen Job bekommen.“ Der Personalchef wird bleich. „Aber Sie sind unsere beste Programmiererin! Können Sie nicht pendeln?“ Sarah lächelt müde. „Ich könnte problemlos remote arbeiten. Wie bisher auch – Sie erinnern sich an meine Quarantäne-Zeit? Beste Quartalsergebnisse ever.“ Der Personalchef schüttelt den Kopf: „Remote Work? Unmöglich. Das entspricht nicht unserer Unternehmensphilosophie.“ Zwei Wochen später sitzt Sarah an einem Strand in Barcelona – und entwickelt Software für ein amerikanisches Unternehmen.

Wissen Sie, was das Faszinierendste am deutschen Arbeitsmarkt ist? Während internationale Unternehmen längst globale Teams über Zeitzonen hinweg koordinieren, diskutieren wir noch darüber, ob Excel-Tabellen auch außerhalb des Büros funktionieren:

Der deutsche Ansatz zur Remote Work gleicht einem mathematischen Meisterwerk:
– 100% Bedenken („Arbeiten die überhaupt?“)
– 200% Kontrollverlustängste
– 300% „Das haben wir noch nie so gemacht“
– Minus 500% Innovationsbereitschaft
= Perfekte Formel für den selbstgemachten Fachkräftemangel

Während Unternehmen weltweit ihre Talent-Pools über Kontinente hinweg erweitern, suchen deutsche Firmen verzweifelt nach dem perfekten Kandidaten im 20-Kilometer-Radius. „Aber der Teamgeist!“, höre ich Sie rufen. Ja, nichts schweißt mehr zusammen als gemeinsames Staustehen auf der A7.

Stellen Sie sich vor: Sie könnten die brillante Programmiererin aus München einstellen, auch wenn Ihr Unternehmen in Hamburg sitzt. Oder den erfahrenen Controller aus Berlin, der nicht umziehen möchte. Revolutionär, ich weiß!

Aber nein, wir bestehen darauf, dass echte Arbeit nur dort stattfindet, wo man den Bildschirm des Mitarbeiters im Blick hat – als ob permanentes Kaffeeholen und strategische Druckergänge der Inbegriff von Produktivität wären.

Die internationale Konkurrenz lacht sich währenddessen ins Fäustchen:
– Sie baut diverse, globale Teams auf
– Sie nutzt die besten Talente – egal wo
– Sie spart Bürokosten und investiert in Innovation
– Und ja, ihre Mitarbeiter arbeiten tatsächlich, auch ohne Überwachungskamera

Der Witz an der Sache? Die gleichen Führungskräfte, die Remote Work ablehnen, verbringen selbst 80% ihrer Zeit in virtuellen Meetings mit internationalen Partnern. Aber das ist natürlich „etwas völlig anderes“.

Meine Damen und Herren, als Direktor eines Instituts für Unternehmensmodernisierung sage ich Ihnen: Deutschland steht vor einer simplen Wahl. Entweder wir öffnen uns für moderne Arbeitsmodelle, oder wir werden zum arbeitskulturellen Freilichtmuseum Europas – komplett mit funktionierender Stechuhr und originalem Faxgerät aus den 90ern.

Der Fachkräftemangel ist keine Naturkatastrophe – er ist das Resultat verstaubter Denkweisen und der Weigerung, im 21. Jahrhundert anzukommen. Während wir noch über „Anwesenheitspflicht“ diskutieren, schnappt uns die internationale Konkurrenz die besten Talente weg – und zwar remote.

Aber hey, wenigstens haben wir noch unsere Präsenzkultur! Auch wenn die hauptsächlich aus gemeinsamen Klagen über überteuerte Innenstadtmieten und kaputte Kaffeemaschinen besteht.

Mein Fazit für Sie: Remote Work ist keine Modeerscheinung, sondern die Zukunft der Arbeit. Und je früher deutsche Unternehmen das begreifen, desto schneller können wir den Fachkräftemangel bekämpfen. Aber keine Sorge – bis dahin können wir ja weiter nach dem WLAN-Passwort suchen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit – und ja, dieser Vortrag hätte auch eine E-Mail sein können.

Ihr Dr. Stephan Meyer

Internationaler Keynote Speaker Dr. Stephan Meyer.

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Dr. Stephan Meyer
Stephan Meyer
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