Dem Autor und Filmemacher Georg Stefan Troller hat das Filmen „Schutz und Rettung“ geboten. „Mithilfe der Kamera konnte ich die Bedrohungen des Lebens entschärfen“, sagte Troller dem „Zeit-Magazin“. Sein gesamtes Leben lang habe ihn „das Ringen um Zugehörigkeit und Identität“ begleitet: „Ich musste 1938 aus Wien fliehen. Ich fühlte mich wie ein wertloses Ding, das hin und her geschubst werden konnte.“
Sieben Jahre habe er von der Heimat geträumt: „Als ich zurückkehrte, musste ich feststellen, dass niemand auf mich gewartet hatte, im Gegenteil. Die Stadt, die ich aus der Ferne geliebt hatte, liebte mich nicht zurück. Ich war ein Fremder, überall. Ich hatte durch die Vertreibung meine Identität verloren.“ Sein Leben sei dann lange „von Angst bestimmt“ gewesen: „Wer den Sadismus, die Judenhatz, die Verachtung und den Hass erlebt hat, ist auf Lebenszeit gezeichnet von dieser Angst“, sagte Troller. „Lange war ich davon überzeugt, dass ich mein Leben nicht verdiene.“ Sein Blick durch die Kamera habe seinen Blick auf die Welt verändert: „Wenn man über Jahrzehnte hinweg mehr als 180 Dokumentarfilme gedreht hat, beginnt man, das Leben als etwas Abgefilmtes zu begreifen“, sagte Troller. „Was immer ich sehe oder erlebe, wird zu einer Filmsequenz.“