Der deutsche Film- und Fernsehregisseur Dominik Graf hat das hiesige Filmwesen scharf kritisiert. „Der deutsche Film wirkt trotz seines stetig zunehmenden formalen Könnens in der überwiegenden Masse wie eine Palette von Besinnungsaufsätzen. Der Ton der Filme scheint sich anzugleichen“, schrieb Graf in einem Beitrag für die Wochenzeitung „Die Zeit“.
Graf plädiert für ein Kino, das vor Unterhaltung nicht zurückschreckt: „Der Verlust an Trivialität ist dramatisch. Die selbst gewählte Seriosität des deutschen Gegenwartsfilms widerspricht der Sehnsucht nach Spektakel, nach brüllendem Gelächter, nach Jahrmarkts-Schock – alles Grundwesenszüge des Kinos.“ Seit 1990 sei dem deutschen Kino jedwede Naivität verloren gegangen, so Graf. Zu registrieren sei auch in der Auswahl der Filme für den Filmpreis „das Dilemma der Subventionskulturindustrie: die Aushöhlung durch thematische Überstrapazierung. Das Bildungsbürgerliche, das thematisch Beflissene am Output des deutschen Films wird langsam penetrant.“ Der Regisseur, der u. a. für Kinofilme wie „Die Katze“, seine „Tatort“-Regien und die zehnteilige TV-Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ bekannt ist, bezeichnet das deutsche Filmwesen als „Streichholzgebäude von Rücksichtnahmen, eine Balance-Skulptur aus gegenseitigem Lob, verbal umsäuselt von Dutzenden von Preisverleihungen und Laudatios.“ Die internationalen Erfolge der letzten Jahre hätten eine „trügerische Selbstsicherheit“ aufgebaut. Er fordert: „Geht aufeinander los! Streitet euch! Sagt, was und wo es wehtut!“ Am 27. April wird im Berliner Friedrichstadtpalast der Deutsche Filmpreis verliehen. Mit rund drei Millionen Euro Preisgeldern in insgesamt achtzehn Kategorien ist es der höchstdotierte deutsche Kulturpreis.