Regierungsbericht sieht zähen Fortschritt bei Integration

Viele Migranten gliedern sich zwar immer besser in die Gesellschaft ein, aber es bleiben gravierende Unterschiede zu den einheimischen Deutschen. Dies geht laut der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstagausgabe) aus dem Regierungsbericht zum Fortschritt der Integration hervor, den die zuständige Beauftragte Maria Böhmer (CDU) an diesem Donnerstag in Berlin vorstellt. Das 260-seitige Papier untersucht anhand von 64 Indikatoren, inwieweit sich die Lebensverhältnisse der Zuwanderer seit 2005 denen der übrigen Gesellschaft angeglichen haben.

Es ist eine der bislang umfassendsten Untersuchungen zu dem Thema in Deutschland. Beim Thema Schulbildung gibt es demnach eine positive Entwicklung. Migranten bleiben seltener als bisher ohne Schulabschluss (zu 4,4 Prozent), doch das ist immer noch doppelt so häufig wie bei den übrigen jungen Erwachsenen (1,6 Prozent). Die Bundesländer hatten im „Nationalen Integrationsplan“ vor fünf Jahren versprochen, die Leistungen der ausländischen Schüler denen der deutschen bis 2012 anzugleichen und die Quote der Schulabbrecher zu halbieren. Dies erscheint inzwischen unerreichbar, wie auch Böhmer einräumt. „Ich glaube, wir schaffen das nicht mehr“, sagte sie der SZ. „Hier brauchen wir mehr Tempo.“ Dass bei der Integration noch ein ganzes Stück Arbeit zu bewältigen ist, zeigen die Erwerbslosenzahlen. In den vergangenen sechs Jahren haben zwar viele arbeitslose Zuwanderer einen Job gefunden, doch sie bleiben doppelt so häufig ohne Arbeitseinkommen wie einheimische Deutsche. Der Bericht greift vor allem auf Daten des Mikrozensus zurück, einer Art kleinen Volkszählung, die jährlich Stichproben bei einem Prozent der Bevölkerung erhebt. Ein eigenes Kapitel geht auch auf das Reizthema „erhöhte Kriminalität unter Zuwanderern“ ein. Demnach werden Ausländer doppelt so oft vor Gericht verurteilt wie der Durchschnitt. Die Kriminalstatistik erfasst dabei jedoch nur Bürger mit ausländischem Pass, Migranten mit deutscher Staatsbürgerschaft werden nicht eigens registriert. Auch bei Gewaltdelikten wie Raub oder Totschlag sind Ausländer häufiger vertreten. Hier verweisen die Autoren auf soziale Faktoren wie die Armut vieler Migrantenfamilien und das geringere Durchschnittsalter. Jugendliche begehen generell mehr Straftaten. a Die Integrationsbeauftragte Böhmer sagte dazu: „Dieses Problem können wir nicht einfach wegdiskutieren, sondern wir müssen uns dieser Statistik stellen.“ Es müsse noch mehr für die Vorbeugung getan werden, um bei gefährdeten Jugendlichen „schnell einzugreifen“, Polizei, Jugendämter und Gerichte müssten enger zusammenarbeiten. Der gesamte Bericht zeige jedoch, dass die Integration auf dem richtigen Weg sei. Allerdings müsse gerade vor allem beim Thema Bildung und Arbeitslosigkeit noch mehr getan werden.