Reden auf Hauptversammlungen zu wenig ansprechend

Redenschreiber analysieren Beiträge der Vorstandsvorsitzenden

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Verband der Redenschreiber

Der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) hat in den vergangenen Wochen Auftritte und Reden von Vorstandsvorsitzenden auf Hauptversammlungen einiger deutscher DAX-Konzerne analysiert und bewertet. Das Urteil fällt sehr unterschiedlich aus. Einzelne Redner wie der Vorstandsvorsitzende der Lanxess AG, Axel Heitmann, seien „überzeugend und mitreißend“ aufgetreten, andere Konzernchefs waren gegenüber ihren Aktionären „zu wenig kraftvoll und kämpferisch“, heißt es in den Bewertungen.

Oft merke man den Redetexten an, dass sie schriftlich durchformuliert sind. Die Sprache sei zu oft Schriftsprache, es finde sich zu wenig gesprochenes Wort. Dadurch wirkten Formulierungen oft sprachlich gestanzt. „Auch wenn sie sich an ihr Manuskript halten, ist es wichtig, dass Redner ihr Publikum ansprechen und nicht nur einen vorgefertigten Text ablesen“, erinnert daher VRdS-Präsident Dr. Vazrik Bazil an die Grundlagen einer erfolgreichen Rede.

Auch wenn bei Hauptversammlungen Bilanzen im Mittelpunkt stehen, sollte nicht nur reines Zahlenwerk vermittelt werden, sondern vor allem inhaltliche Botschaften, die die Aktionäre informieren und motivieren. „Gelegentlich hatten wir den Eindruck, dass Vorstände ihre Aktionäre um klare Aussagen herumlotsen und mit semantischen Nebelkerzen einhüllen wollen“, so Bazil.

Der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, Dieter Zetsche, habe zwar durch eine klar strukturierte Rede dem Auditorium Orientierung im Zahlen-Dickicht geboten. Auf die Frage, warum Daimler dem Ziel, „S-Klasse“ zu sein, hinterherhinke, beschränkte er sich allerdings auf Erfolgsbeschwörungsphrasen und allgemein gehaltene „bestehende Wettbewerbsnachteile“. Auch der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Peter Löscher, verpasste die Gelegenheit „klare Kante“ zu zeigen. Laut Rede-Analyse ging er kritischen Punkten aus dem Weg. „Das von Löscher selbst mehrfach propagierte Umsatzziel wird in seiner Rede überhaupt nicht erwähnt“, kritisieren die Redenschreiber des VRdS.

„Mutiger und damit auch argumentativ überzeugender ist es, Klartext zu reden statt sich hinter allgemeinen Formulierungen zu verstecken“, betont Vazrik Bazil für das Redenschreiber-Team, das die Hauptversammlungen besucht hat. Versäumnisse klar zu benennen und das Gefühl zu vermitteln, dass man die Ärmel hochkrempelt und anpackt, wirke überzeugender und glaubwürdiger als geschliffene Werbebotschaften.

Der VRdS wurde 1998 in Bonn gegründet. Er plädiert für lebendige und verständliche Reden, mit denen Informationen und Botschaften glaubwürdig vermittelt werden. Dem Verband gehören rund 450 Redenschreiber und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Sie liefern Redemanuskripte und Formulierungsvorschläge und beraten Redner in Politik und Wirtschaft sowie private Auftraggeber und ehrenamtliche Mandatsträger.

Kontakt:
Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS)
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