Putins Patentochter Xenia Sobtschak schämt sich für ihr Land

Xenia Sobtschak, Patenkind und scharfe Kritikerin von Präsident Wladimir Putin, schämt sich für die politischen Zustände in Russland. Im Hinblick auf die derzeit in Moskau vor Gericht stehenden Sängerinnen der Band „Pussy Riot“ sagte sie der „Bild-Zeitung“ (Donnerstagausgabe): „Die strafrechtliche Verfolgung dieser Mädchen gleicht einem mittelalterlichen Racheakt. Ich schäme mich dafür, dass so etwas in meinem Land geschieht. Die endgültige Entscheidung wird vermutlich nicht vom Gericht, sondern von der Administration des Präsidenten getroffen. Ich fürchte, die Strafe wird sehr hart ausfallen.“

Sobtschak, die in der Vergangenheit als TV-Moderatorin arbeitete, beklagt außerdem, dass sie ihren Beruf nicht mehr ausüben kann. „Als ich angefangen habe, die Probleme und Mängel unseres politischen Systems aufzudecken, wurde ich von allen föderalen TV-Sendern verbannt.“ Darüber hinaus werde sie in zwei Verfahren strafrechtlich verfolgt, so die 30-Jährige. Ein Zustand, der der Rebellin Angst macht. „Jedes Jahr kommen viele Menschen wegen erfundener Anklagen ins Gefängnis“, so Sobtschak. Unter diesen Umständen könne auch sie sich nicht sicher fühlen. Wenn sie die Chance hätte, ihrem Patenonkel einen Rat zu geben, würde sie ihm vorschlagen, „mit Opposition und Zivilgesellschaft den Dialog zu suchen“, so Sobtschak weiter. Das Hauptproblem der modernen russischen Politik liege ihres Erachtens „in der zunehmenden gegenseitigen Radikalisierung von Anhängern und Gegnern der Machthaber“. Auf die Frage, warum bei der letzten Wahl 64 Prozent der Russen für ihren Onkel gestimmt haben, sagte Sobtschak der „Bild-Zeitung“: „Ohne Zweifel ist Putin ein populärer Politiker. Aber die Menschen, die auf den Straßen demonstrieren, sind nicht damit einverstanden, dass es in Russland keine echte politische Konkurrenz gibt.“