Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (bvkj) hat scharfe Kritik an Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) geübt, weil dieser sich einem umfassenden Präventionsgesetz verweigere. „Es ist problematisch, dass immer mehr Kinderlose Politik machen“, sagte bvkj-Präsident Wolfram Hartmann dem Nachrichtenmagazin „Focus“. „Vielen Politikern im Gesundheitssektor mangelt es an Gespür für die Belange der Jüngsten. Es entsteht der Eindruck, dass Kinder von dieser Regierung als Objekte und nicht als Subjekte mit eigenen Rechten behandelt werden.“
Die Kinderärzte fordern eine gesetzliche Regelung, um für alle Kinder eine bessere Vorbeugung vor Krankheiten zu ermöglichen. Konkret verlangen sie zwei weitere von den Krankenkassen bezahlte Vorsorgeuntersuchungen von Kindern im Alter zwischen sechs und zehn Jahren. Die Ärzte wollen damit den seit Jahren zunehmenden „neuen Kinderkrankheiten“ wie Adipositas, aber auch Sprech- und Sprachstörungen vorbeugen. Hartmann reagierte zudem verärgert auf Bahrs Vorschlag, Ärzte sollten in die Schulen gehen und dort Kinder untersuchen. „Der Vorschlag ist vage. Offensichtlich hat das Bundesgesundheitsministerium keine genauen Vorstellungen, wer in die Schulen gehen soll und wer dies bezahlen soll“, so Hartmann.