Kieler Glücksspielgesetz war Grundlage für den Vertrag
Kiel, November 2011 – Die aus Stefan Raabs „TV Total-Pokernacht“ bekannte Spieleplattform Pokerstars.de http://www.pokerstars.de, die so prominente Werbegesichter wie Boris Becker oder den amtierenden Pokerweltmeister Pius Heinz unter Vertrag hat, engagiert sich ab sofort beim Fußball-Viertligisten VfB Lübeck.
Mittlerweile ist es üblich geworden, dass Sportstadien den Namen von Sponsoren tragen. Doch dass das vor 85 Jahren erbaute Stadion „Lohmühle“ bald „PokerStars.de-Stadion“ heißen wird, ist eine besondere Nachricht. Grundlage für das Engagement von Pokerstars beim VfB Lübeck ist das neue Glücksspielgesetz, das im September vom Kieler Landtag verabschiedet wurde. Dieses Gesetz habe die „Rahmenbedingungen“ und die Rechtssicherheit geschaffen, „die wir für unsere umfangreichen Investitionen in das nördlichste Bundesland dringend brauchen“, erklärte Sven Stiel, Director Northern Europe bei Pokerstars. Weitere Schritte würden folgen, so Stiel. Man werde in Schleswig-Holstein eine Lizenz beantragen, ein Büro sowie ein kontrolliertes Echtgeld-Spielangebot eröffnen und „natürlich Abgaben und Gebühren zahlen“.
Wie die Lübecker Nachrichten (LN) http://ln-online.de berichten, profitiert der Viertligist VfB Lübeck finanziell stark von der Vereinbarung. Für den Verkauf der Namensrechte erhält der Klub rund 120.000 Euro pro Saison. Geld, das der Verein dringend braucht, schließlich hat er zurzeit Schulden in Höhe von etwa 800.000 Euro. Der Vertrag mit dem Online-Pokeranbieter läuft zunächst bis zum 30. Juni 2013. Danach hat Pokerstars die Option, den Kontrakt bis zum 30. Juni 2016 zu verlängern. Wolfgang Kubicki, FDP-Fraktionsvorsitzender im Kieler Landtag und einer der „Väter“ des schleswig-holsteinischen Glücksspielgesetzes, sagte gegenüber den Lübecker Nachrichten, dass Rechtssicherheit die Voraussetzung für wirtschaftliches Engagement sei: „Ohne das neue schleswig-holsteinische Glücksspielgesetz würde sich kein privater Online-Poker-Anbieter auf diese Art und Weise beim VfB engagieren können. Das hilft dem Verein in seiner nach wie vor nicht einfachen finanziellen Situation. Gut, dass der VfB so früh diese Chance genutzt hat.“ Pokerstars möchte den Verein auch sportlich nach vorne bringen. „Wir hätten uns auch bei höherklassigen Klubs engagieren können. Wir wollen aber bei einem Verein mit langer Tradition mithelfen, Geschichte zu schreiben. Wir glauben an den Sport im Norden. Also auf in die Bundesliga. Wir helfen mit“, so Stiel.
Dass FDP-Frontmann Kubicki im Stile eines Sportministers selbst erfolgreiche Sportförderung betreibt und die kostenfreie Pokerplattform Pokerstars.de als Werbepartner an die Trave holen konnte, um so dem Fußball-Regionalligisten aus der finanziellen Bredouille zu helfen, findet ein positives Echo in der veröffentlichten Meinung. In seinem LN-Kommentar „Das Geld stimmt“ > http://www.ln-online.de/nachrichten/3297910 schreibt Peter-Wulf Dietrich hierzu: „Dem VfB Lübeck geht’s nicht gut. Sportlich dümpeln die GrünWeißen im Keller der Regionalliga Nord, und finanziell drücken rund 800 000 Euro Schulden. Da ist es logisch, dass der Verein über jeden Werbepartner froh sein muss. Sponsoren, die pro Saison rund 120 000 Euro in die klamme Kasse spülen, stehen bei den Grün-Weißen wahrlich nicht Schlange. Pokerstars.de-Stadion an der Lohmühle – ein langer Name, der wohl selten so in den Medien auftauchen wird. Jeder Fan wird weiter von der Lübecker Lohmühle reden. Wichtig ist eigentlich nur: Es geht alles mit rechten Dingen zu. Denn das neue Glücksspielgesetz in Schleswig-Holstein hat den Weg für private Anbieter geebnet. Außerdem: Hat sich schon jemand aufgeregt über Alkohol-Werbung in Verbindung mit der Veltins-Arena auf Schalke? Oder dass die Bitburger Brauerei zu den Partnern des Deutschen Fußball Bundes zählt? Der Name ist fast egal. Hauptsache, das Geld stimmt. Das kann man verdammen oder auch nicht.“
Doch nicht alle sehen dies so nüchtern-pragmatisch wie der LN-Kommentator. Die oft wilden Schmährufe gegenüber Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp belegen ja auf traurige Weise, dass es in Deutschland bisweilen auf Unverständnis stößt, wenn sich Unternehmen im Unterhaltungsgeschäft Sport engagieren. Und so wetterte auch der SPD-Politiker Wolfgang Baasch gegen die Änderung des Stadionnamens. Baasch ist Aufsichtsratsmitglied des VfB und müsste schon allein wegen dieser Tätigkeit am wirtschaftlichen Erfolg bzw. der wirtschaftlichen Erholung des Lübecker Traditionsvereins interessiert sein. Er ist aber auch Landtagsabgeordneter der SPD, die schon seit einiger Zeit recht heftig gegen das Glücksspielgesetz der christlich-liberalen Landesregierung zu Felde zieht, gegen das sie im Landtag nichts auszurichten wusste: „Ich bin von dieser Entwicklung und diesem Unternehmen nicht begeistert. Ich kann den finanziellen Zwang verstehen, Aber ich verstehe nicht, dass man die Lohmühle ausgerechnet an ein Glücksspiel-Unternehmen verkauft“. VfB-Vorstandssprecher Holger Leu sieht dies ganz anders und stellte gegenüber den Lübecker Nachrichten klar, dass es mit einem starken Sponsor nun leichter falle, das sportliche Konzept zu forcieren. Es sei sensationell, dass sich ein internationales Unternehmen nun bei dem Verein beteiligen wolle, der derzeit in der unteren Hälfte der Regionalliga Nord kickt.
Pokerstars folgt bei seinem Engagement der Linie, die rund 30-Top-Unternehmen der Glücksspielbranche bereits im Frühjahr dieses Jahres ausgegeben hatten. Anbieter von Glücksspielen könnten sich bald in Schleswig-Holstein tummeln, wenn die Landesregierung ihren Entwurf des neuen Gesetzes durchsetze. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat Wort gehalten und ein EU- und wettbewerbskonformes Gesetz verabschiedet. Und nun hält ein internationaler Akteur der Branche Wort und engagiert sich im nördlichsten Bundesland sportlich. (Ansgar Lange)
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