Pleitedrogerien kosten Bundesagentur für Arbeit 133 Millionen Euro

Die Pleite der Drogerieketten Schlecker und Ihr Platz hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) bislang etwa 133 Millionen Euro gekostet. Darauf belaufen sich nach Angaben der Nürnberger Behörde die bisherigen Ausgaben für Insolvenzgeld und die Sozialabgaben für die betroffenen Mitarbeiter, wie die „Süddeutsche Zeitung“ (Freitags-Ausgabe) berichtet. Ein Sonderprogramm, um die Umschulung von ehemaligen Schlecker-Mitarbeiterinnen zu finanzieren, hält BA-Vorstandmitglied Raimund Becker jedoch für unnötig.

„Wir haben genügend Geld, um den Bedürfnissen der Schlecker-Frauen gerecht zu werden“, sagte er der SZ. Gleichzeitig rief Becker Bund und Länder auf, ihren Streit um die Finanzierung von Umschulungen zu Erzieherinnen und Altenpflegerinnen schnell beizulegen. „Wenn sie sich einigen würden, hätten wir weitaus mehr Spielraum, um Menschen in solche Berufe zu bringen“, sagte Becker. Die BA bezahlt maximal zwei, die Ausbildung dauert jedoch drei Jahre. Bund und Länder streiten sich, wer für das dritte Jahr aufkommen muss. Deutschlands bekanntester Pflegekritiker Claus Fussek verteidigte in einem Interview mit der Zeitung den Vorschlag von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), Schlecker-Frauen auch zu Altenpflegerinnen umzuschulen. „Warum sollen diese Frauen, die zum Teil viel Lebenserfahrung mitbringen und alleine in Filialen Verantwortung getragen haben, nicht infrage kommen? Solche Menschen könnten die Heime doch dringend gebrauchen, sofern sie geeignet und motiviert sind“, sagte der Sozialpädagoge. Fussek wies darauf hin, dass „in der Pflege viel zu viele Menschen arbeiten, die null Motivation haben und völlig überfordert sind. Zugespitzt gesagt, da sind Mitarbeiter dabei, die in einem Tierpark keine Anstellung finden würden.“ Nötig seien in der Pflege Menschen, die auch soziale Kompetenzen hätten, verantwortungsbewusst, freundlich und höflich seien. Das sei leider bei zu vielen Pflegekräften nicht der Fall, weil Fachkräfte fehlten und an vielen Altenpflegeschulen wegen des Personalmangels – und weil die Klassen voll sein müssten – praktisch jeder oder jede genommen werde, kritisierte Fussek.