21.05.2012 – Schongau. Manche Menschen haben den Drang zu immer Neuem. Eine Schongauerin baut mit Mitte 60 eine Senioren-WG auf, nach Kleinkunstbühne, Steuerkanzlei und Coaching-Tätigkeit.
Christine Fremmer hatte immer ein Vorbild, wie man fit bleibt: ihre Mutter hatte stets viel Zeit aufgewendet um den Freundeskreis zu pflegen, kam mit 80 noch in die Steuerkanzlei ihrer Tochter und hatte sich laufend mit anspruchsvollen Alltagsdingen beschäftigt.
Als dann einige Freundinnen der Mutter ins Heim kamen, gaben sie sich auf und ließen sich einfach nur noch bedienen. Damit kam der rapide Verfall. Und Fremmer überlegte, was sie tun könne, damit Menschen im Alter so leben können, wie ihre Mutter dies tat.
Im April 2011 wurden kurzfristig die Räume der Steuerkanzlei frei, die sie inzwischen verkauft hatte. Fremmer sah die ideale Gelegenheit gekommen, endlich umzusetzen, was sie sich immer gewünscht hatte: Menschen die Gelegenheit zu geben ihr Leben auch im Alter selbst in die Hand zu nehmen, nicht zu warten bis jemand das für einen tut und sich ein neues soziales Umfeld zu schaffen (quasi eine neue Familie). Dies alles leistet die Senioren-WG „altinum“, die sie nun im oberbayerischen Schongau aufbaut.
Jeder in der eigenen Wohnung, aber in Gemeinschaft, frei
Das Wort „Wohngemeinschaft“ lässt jeden schnell an die wilde Kommune 1 denken, die 1967 in Berlin gegründet wurde, oder an Studenten-WGs. Doch so sind die Senioren-WGs nicht, hier hat jede und jeder seine eigene Wohnung, mit eigenem Bad, Küchenzeile und allem was eine Wohnung ausmacht.
Im altinum gibt zusätzlich zu den eigenen Wohnungen eine zentrale, gemeinsam genutzte Wohnküche, von der aus man sowohl in die einzelnen Wohnungen kommt, als auch in den Aufzug für die oberen Stockwerke. Die Wohnküche ist der zentrale Begegnungsort und führt sowohl in den schön gelegenen Garten als auch zum Ein- und Ausgang des Gebäudes.
Bitte verwechseln Sie also nicht die Begriffe! Auch wenn man manchmal von einer Senioren-WG spricht: Es ist nicht gemeint, dass alle in einer Wohnung mit einem Bad und einer Küche leben, sondern dass jeder eine eigene, vollständige Wohnung hat.
Natürlich werden Senioren-WGs heute seniorengerecht und schwellenfrei gebaut. Das altinum hat zusätzlich großen Wert auf eine gesunde Bauweise gelegt, da Menschen heute großen Wert auf ein gesundes Wohnklima legen. „ Laminat oder Kunstofffenster werden Sie bei uns nicht finden.“ unterstreicht Christine Fremmer ihre Ansprüche beim Umbau.
Fremmer ist Pionierin „in Serie“
Christine Fremmer, eine energiegeladene Frau Mitte 60, ist das Kopfschütteln gewöhnt. Das altinum ist bei weitem nicht ihre erste Pioniertat, man fragt sich manchmal, wo diese Frau die Energie dafür hernimmt.
Über 20 Jahre hat sie in Schongau eine Kleinkunstbühne aufgebaut und geführt – neben ihrem Beruf als Inhaberin einer Steuerkanzlei. Die Kleinkunst- und Kabarettbühne „Schalander“ erarbeitete sich besten Ruf in Künstlerkreisen weit über die Region hinaus, mit illustren Gästen aus nah und fern
Kurz darauf folgte ein Gauklerfest, das ein Riesenerfolg wurde. Acht Jahre wurde es wiederholt, bis es so viele Nachahmer gab, dass Frau Fremmer sich auf Neues verlegte.
Fremmer war mit dem Komponisten Nikolai Dranitsyn verheiratet. Natürlich blieb so eine intensive Beschäftigung mit Musik, Theater und auch Russland nicht aus. Der Komponist war ein Mensch, der den ganzen Freundeskreis begeisterte und mitgezogen hat. Sein zu früher Tod durch schwere Krankheit war eine schmerzvolle Schule, auch hin zu mehr Geduld und zum Respektieren der eigenen Grenzen.
Trotzdem ist Christine Fremmer nach wie vor sehr aktiv, von Schafkopfkursen, die sie an der VHS gibt, über Kinodienst in einem Programmkino, bis zur Ausstellung „Reife Leistung“, die sie nach Schongau holt. Und natürlich der Senioren-WG, dem altinum. Frau Fremmer bleibt was immer war: eine kreative und engagierte Person, in deren Umfeld es niemals langweilig werden kann.
Als die Landtagspräsidentin Barbara Stamm im Februar 2012 das Richtfest des altinums besuchte, bemerkte Landrat Dr. Frieder Zeller daher in seiner Festrede: „Frau Fremmer, nicht nur Ihr Projekt, sondern auch Sie sind etwas Besonderes. Sie hätten sich auch sagen können, wir machen Eigentumswohnungen daraus. Dass Sie den Mut für dieses durchdachte Vorhaben aufbringen, ist gut für die Stadt und den Landkreis.“
Ziel: sich ein neues Umfeld zu schaffen – quasi eine neue Familie
„Die meisten von uns wollen schlichtweg nicht allein sein.“ sagt Anne Görtz, die Haussprecherin der Senioren-WG „OLGA“ in Nürnberg. Und tatsächlich entsteht schon nach wenigen Jahren das Gefühl, eine neue Familie zu haben. Zu wissen, dass Menschen um einen herum sind, die einen unterstützen und in schwierigen Lebenslagen tragen, das begeistert so viele Menschen an der Idee der Senioren-WG.
Die Menschen in der WG pflegen gemeinsame Interessen und Hobbies, unternehmen zusammen Ausflüge oder besuchen ein Konzert. Sie schätzen es, sich nach dem Einkaufen gemütlich auf einen Tee zusammensetzen zu können, ohne sich extra verabreden zu müssen.
So wächst die WG zu einer echten Gemeinschaft zusammen. Die Bewohner spüren, dass sie vertraute Menschen um sich haben, auf die sie sich verlassen können. Dieses Vertrauen gibt jedem Einzelnen viel Sicherheit.
Studien belegen seit langem, dass stabile soziale Beziehungen gesund halten. Nicht umsonst sind die Umzugsquoten aus Senioren-WGs in Pflegeheime ausgesprochen niedrig.
Aktiv bleiben – nicht nur Konsument von Leistungen sein
In Altenheim und Betreutem Wohnen wir der Bewohner als Konsument gesehen, als Konsument von Leistungen, die im Heim und im Betreuten Wohnen angeboten werden.
Die Senioren-WG von Fremmer geht hier einen ganz anderen Weg: lebendig und wendig zu bleiben, indem man sein Leben in die eigenen Hände nimmt und sich gegenseitig unterstützt. Bestehende WGs zeigen, dass dies gelingt. Die nächste Chance entsteht in Schongau.
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altinum Wohngemeinschaft
Christine Fremmer
Blumenstraße 13
86956 Schongau