Über 40 gemeinfreie Weihnachtslieder zum freien Austausch und zur kreativen Weiterverarbeitung online gestellt
Philomelos, das Musikprojekt zum kostenfreien Notentausch, befindet sich derzeit noch in der Alpha-Version. Doch nicht nur um den Testern ein wenig Weihnachtsstimmung zu bescheren, wurden auf der Plattform eine Fülle gemeinfreier Weihnachtslieder online gestellt. Eingang fanden unter anderem auch die Stücke aus dem Liederbuch „Singen im Advent“, einer Initiative der Musikpiraten e.V., die damit auf die generelle Lizenzproblematik beim Kopieren von Notenblättern aufmerksam machen wollen.
Das Problem ist nicht neu. Egal ob Kita, Chor, Jugend- beziehungsweise Seniorengruppe oder auch Instrumentalunterricht: Das Anfertigen von Kopien urheberrechtlich geschützter Noten ist nicht erlaubt. Das bedeutet, dass eigentlich für jeden Teilnehmer Notenbücher angeschafft werden müssten. Alternativ bietet die GEMA seit 2009 spezielle Tarife für Kindergärten oder Vorschulen an, die es den Einrichtungen gegen Gebühr und mit etwas Verwaltungsaufwand erlauben, lizenzrechtlich genehmigte Kopien ihrer Notensammlungen zu fertigen. Was jedoch viele nicht wissen: Zahlreiche auf dem Markt erhältliche Notenhefte enthalten auch gemeinfreie Werke, die nicht mehr dem Urheberrecht unterliegen, auch nicht beim Notensatz, und die man in der Originalversion frei kopieren, bearbeiten und weitergeben dürfte. Doch wie erkennt man gemeinfreie Werke und wo findet man sie?
Um zumindest bei Weihnachtsliedern für etwas mehr Klarheit zu sorgen, hat rechtzeitig zum ersten Advent der als gemeinnützig anerkannte Verein Musikpiraten e.V. eine bereits 2010 speziell für diesen Zweck gesetzte Notensammlung gemeinfreier Weihnachtslieder neu aufgelegt, die weder das Urheberrecht des Komponisten oder Liedtexters noch das eines Verlages verletzt und somit keine Abgabe- und Meldepflicht gegenüber der GEMA verursachen kann. „Unser Ziel war es, ein kleines Notenbuch mit Liedern für die Vorweihnachtszeit zusammenzustellen, das jeder legal und kostenfrei kopieren und verteilen darf“, so Christian Hufgard, Vorsitzender des Vereins.
Mit einer Aufnahme der veröffentlichten Lieder in die Datenbank von Philomelos möchte Projektleiter Dr. Patrick L. Schmidt diesen Ansatz unterstützen und erweitern. „Durch die Möglichkeit der Digitalisierung musikalischer Werke sind wir längst an die Grenzen des tradierten Urheberrechtsbegriffes gelangt. An das Ende eines Prozesses, der ja erst zur Zeit der Frühklassik ins Rollen kam, während sich der der freie, kreative Umgang mit Musik seit Anbeginn der Notation musikalischer Ideen nachweisen lässt. Künstlerisches Schaffen entsteht nicht im luftleeren Raum, sondern immer unter dem Einfluss kreativer Einfälle anderer. Das Urheberrecht, wie wir es kennen, ist einem solchen Schaffen jedoch nicht immer förderlich.“
Dass es dennoch keinesfalls um die Abschaffung des Urheberrechtes gehen kann, wird von Schmidt betont. Ihm gehe es vielmehr um die gemeinsame Suche nach Möglichkeiten, den Bedürfnissen aller – sowohl auf Seiten der Urheber wie auf Seiten der Nutzer – gerecht zu werden. Einen wesentlichen Schritt in diese Richtung sieht er durch den Aufbau des Philomelos-Projektes. Die Plattform soll über den Austausch gemeinfreier Noten und Musikstücke unter Creative-Commons-Lizenz den Austausch zwischen Musikern fördern.
„Derzeit bieten wir noch eine relativ kleines Archiv. Doch das Angebot wächst durch die ehrenamtliche Beteiligung aller Mitglieder täglich. Für die Weihnachtszeit haben wir derzeit gut vierzig Lieder, auch in unterschiedlichen Sprachen wie Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Polnisch oder Russisch und in ganz verschiedenen Besetzungen wie Gesangsstimme, Chor, Klavier, Gitarre oder Streicher. Unser Angebot ist kostenlos und soll durch zukünftige Funktionen, zum Beispiel die direkte Bearbeitung der Noten online, zum kreativen Umgang mit Musik einladen.“
Einen Alleingang ohne Lizenzinhaber wie die Musikverlage kann sich Schmidt dabei nicht vorstellen: „Ziel der Projektes darf es natürlich nicht sein, denjenigen, die sich um die Bewahrung kultureller Güter verdient gemacht haben, die Existenzgrundlage zu entziehen. Wir arbeiten deshalb bereits an Konzepten, Inhaber lizenzrechtlich geschützter Arbeiten beziehungsweise deren Vertreter in das Projekt miteinzubeziehen. Bis dahin sind nicht freigegebene Werke auf Philomelos auf jeden Fall tabu.“
Philomelos ist ein interdisziplinäres, preisgekröntes und EU-gefördertes Musikprojekt. Ziel von Philomelos ist die Entwicklung einer neuen Community von Musikern für Musiker, eine Notenplattform für den kreativen Umgang mit Musik.
Kontakt:
Philomelos – Exchange your notes
Patrick Schmidt
Liebigstraße 9
49074 Osnabrück
pls@philomelos.net
+49 541 23262
http://www.philomelos.net