Er ist Deutschlands bekanntester Obdachloser. Ein Mann mit Laptop, Handy und Facebook und gut 400 Anhänger lieben was er tut. Max Bryan ist Denker, Seinsforscher und Visionär und seit gut 2 Jahren auch ein obdachloser Solcher, der auf Hamburgs Straßen nur versuchte zu überleben. Sein Schlafplatz im Hafen ist längst Geschichte, denn im November letzten Jahres hat der bärtige Mann von der Elbe die Hansestadt verlassen.
(TNN) Schon vor einiger Zeit hatten wir über den Obdachlosen Max Bryan berichtet. Vitali Klitschko entdeckte ihn vorletzten Herbst im Hamburger Hafen und lud ihn zu sich ein. Fernsehen und Zeitungen berichteten über die Begegnung und aus dem obdachlosen Wissenschaftler wurde selbst eine kleine Berühmtheit. Seitdem ist vieles anders geworden. Nicht weil Klitschko ihm half, sondern weil Bryan sich „selbst rettete“. 1000 Kilometer ist er mit dem Fahrrad gefahren, „quer durch Deutschland und auf der Suche nach einer Wohnung“, wie Zeitungen entlang seiner Strecke berichteten. Inzwischen ist er auch angekommen, im Hessischen Bad Nauheim und will dort auch bleiben, hieß es zuletzt in der Wetterauer Zeitung.
Max Bryan ist ein Phänomen. Was er geschafft hat ist einzigartig. Seine Berichte gehen unter die Haut und er versteht es die modernen Medien für sich und andere zu nutzen wie kaum jemand sonst seines Standes. Mit Laptop und mobilen Internetzugang ausgerüstet spricht er zu der Welt und lenkt die Aufmerksamkeit von sich auf andere, während er selbst noch draußen schläft, bei Wind und Wetter und auch bei Minusgraden. Allein das ist unikat und hinterlässt Spuren.
Die Sache am Schrenzer Berg in Butzbach – zum Beispiel – eine seiner letzten Stationen war bezeichnend und sein daraus resultierender Bericht ein Meisterwerk. Nicht nur wegen der Inhalte, sondern auch wegen der Authentizität, mit der die Geschichten entstehen und ihren Weg an die Öffentlichkeit finden. Kaum jemand hätte wohl geglaubt, dass ein Obdachloser im Stande wäre, die Welt um sich herum zu verändern und doch ist es geschehen. Diese kleine Welt – am Rande seiner Tour – die Menschen die er traf und mit denen er sprach, ein paar von ihnen hat er schon verändert, zum anders denken erzogen und zum umdenken bewegt. Es ist die Besonderheit im Leben des Max Bryan, dass er sein Können auch für andere einsetzt.
„Ich will, dass diese Menschen älter als 45 Jahre werden“, heißt es in einer Art Abschlussbericht des Max Bryan zum Thema Armut und Obdachlosigkeit in Deutschland und die Rede ist auch von seinen Freunden in Hamburg. Wolle, Klaus, Thommy und wie sie alle heißen. „Leute, die in keiner Zeitung standen und die nicht so viel Glück hatten wie ich“, schreibt Max Bryan in sein Tagebuch. Einer seiner Wegbegleiter – Martin – soll mit 36 Jahren schon Schlaganfall haben und heute nicht mal mehr seinen Namen kennen. Die meisten von ihnen hätten „kein Laptop und kein Facebook – keine Waffe mit der sie sich wehren können gegen die Widrigkeiten der Armut“, resümiert Max Bryan abschließend.
Gepostet von Max Bryan am Sonntag, 19. Februar 2012
„Sag mir, was ist Armut?“
Seine Fans fordern schon seit längerem, er solle doch endlich mal ein Buch schreiben, „es werde garantiert ein Bestseller“, mutmaßen seine Anhänger. Bis dato aber hat er nicht mal eine Wohnung, jedenfalls ist nichts dergleichen bekannt. Sein letztes Posting ist gut 4 Wochen alt und scheinbar ist er abgetaucht und verrät auch nichts über seinen Verbleib. Wenn das öffentliche Leben des Max Bryan damit endet, wäre es zwar schade, aber auch hinzunehmen. Der Gang zurück ins Privatleben eines Menschen, über den man kaum etwas weiß – auch das – fast schon wieder eine eigene Geschichte.
Sean Quentin Dexter für TeleNewsNet
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