Die Sexaffären mehrerer prominenter US-Amerikaner sorgten in der vergangenen Woche für Schlagzeilen, laut Managementberater Reinhard K. Sprenger sind solche außerehelichen Beziehungen jedoch keine Ausnahmeerscheinung. „Die sogenannte Treue ist die Ausnahme, die außereheliche Affäre der Normalfall“, sagte Sprenger der „Welt am Sonntag“. Damit sei nicht nur „der sprichwörtliche One-Night-Stand gemeint, sondern dauerhafte Parallel-Partnerschaften neben der Ehe“.
In der vergangenen Woche musste unter anderem CIA-Chef David Petraeus wegen einer Liebesbeziehung zu seiner Biografin zurücktreten. Obwohl sich die bekannt gewordenen Sexaffären allesamt in den USA ereigneten, ist die Situation laut Sprenger in Deutschland keine andere: „Das ist in Deutschland nichts anderes als in den USA. Und das wissen wir doch auch alle“, sagte er. „Unter moralischen Gesichtspunkten haben wir dabei eine Kippfigur vor Augen: Je nach Blickwinkel zeigt sich hier der Verfall der Ehe oder aber deren Bestandssicherung.“ Wenn man etwas künstlich verknappe, was massenhaft da sei, erzeuge man mit mechanischer Sicherheit Schwarzmärkte. „Das ist bei Liebe und Zärtlichkeit nicht anders als bei Arbeit, Geld oder Motivation.“ Diese Schwarzmärkte wirkten wie ein Ventil und ermöglichten den Menschen in diesem Fall, ihre bürgerliche Fassade aufrechtzuerhalten. „Insofern stabilisiert der sogenannte Ehebruch die Ehe als Institution.“ Die Ehe habe bekanntlich ein Verfallsdatum; nach durchschnittlich sieben Jahren ließen sich die gattungsgeschichtlich bedeutsamen Bindungshormone nicht mehr nachweisen. Bleibe ein Paar über diesen Zeitraum hinaus zusammen, führe „es einen Dauerkampf gegen die Natur“.