Peergroups als physisches und soziales Kapital
Was von Erwachsenen oft misstrauisch beäugt wird, sind Situationen, in denen sich Jugendliche ohne erwachsene Kontrolle treffen und dort in Eigenbewegungen kommen, die sich den Erwachsenen nicht erschließen bzw. sich diesen entziehen.
So war ich vor einigen Jahren von den Jusos zu einer Veranstaltung zusammen mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten eingeladen, dessen Ziel es war, einen Diskussionsraum zum Thema LAN-Partys und Jugendliche bzw. Jugendliche und Internet anzubieten. Es waren sehr viele junge Menschen gekommen, aber auch Erwachsene, in Sorge oder aus Interesse.
Es wurde schnell deutlich, dass es den Jugendlichen durchaus etwas ausmacht, von den Erwachsenen mit Misstrauen begleitet zu werden, in einer Sache, die ihnen selbst so viel Spaß macht und so viel bedeutet. Letztendlich warben sie mit großer Geduld darum, dass sich die Erwachsenen doch bitte damit beschäftigen sollen, um aus eigener Erfahrung mitreden zu können. Das schnelle Urteilen der Erwachsenen empfanden sie durchaus als kränkend. Sie verbuchten es folgendermaßen: „Im Grunde haben sie keine Ahnung, nehmen sich auch keine Zeit, sich damit zu befassen, und gehen ins Urteil ohne eine wirkliche Vorstellung von dem zu haben, was da zwischen uns stattfindet“.
Die Erwachsenen urteilten also über eine Sache von der sie nicht wirklich ein Bild haben. Sie hatten keine Ahnung, was die jungen Menschen bei einer solchen LAN-Party miteinander machen.
Dass dem eigentlichen Spiel ein stundenlanger Aufbau eines gemeinsamen Netzwerkes vorausgeht, das Wissen voraussetzt, um das manche Firma froh wäre, weil sie dann problemlos Intranet für ihre Mitarbeiter einrichten könnten, erschloss sich den Erwachsenen an diesem Abend voller Erstaunen.
Dass ein PC, der sich zunächst aus welchem Grund auch immer nicht ins gemeinsame Netz einbinden lässt, die Aufmerksamkeit aller bekommt, um auch ihn kompatibel zu machen, dass also soziales Miteinander und Füreinander stattfindet, das keinen ausschließt, sondern um jeden Einzelnen ringt, erfüllte die Erwachsenen mit Staunen.
Dass dieser Aufbau einen Gutteil der gemeinsamen Zeit in Anspruch nimmt, ja oftmals mit die Hauptsache bildet, war den meisten Erwachsenen nicht klar. Sie waren ausschließlich mit der Besorgnis behaftet, welche Auswirkungen diese Gewaltspiele auf ihre „Kinder“ haben werden.
Dass wer gewalttätig wird, vielleicht auch tragende Beziehung nie kennen gelernt hat, oder auch konstruktive Auseinandersetzung mit der Meinung anderer nicht kennt, wurde hier nicht einbezogen. Im Grunde wurde die erwachsene Angst nicht in einen Zusammenhang zur gelebten und erfahrenen Beziehungsrealität ihrer Jugendlichen gebracht.
Jugendliche machen sich auf den Weg, verfolgen ganz eigene Suchbewegungen, die in eine eigene Bewegung münden. Ganz absichtlich koppeln sie das ab von den Eltern oder anderen Erwachsenen, weil sie ja sich selbst erfahren und entdecken wollen. Dies erfordert von den Erwachsenen viel Aufmerksamkeit und das Gespür für den richtigen Moment. Es braucht das Vertrauen, die Jugendlichen in diese eigene Bewegung hinein zu entlassen und es braucht aber auch die Möglichkeit zur Rückkopplung, wenn Situationen entstehen, die von den Eltern als gefährdend erlebt werden. An dieser Stelle ist auch einmal Auseinandersetzung und Streit, ja vielleicht sogar Konfrontation mit der eigenen Sorge angebracht. Doch bevor der Erwachsene tätig wird und steuernd eingreift, sollte er sich interessiert haben, zugeschaut und zugehört haben. Die Bereitschaft, Gast zu sein in der Lebenswelt der Jugendlichen, ohne gleich zu beurteilen oder gleich in die eigene Angst zu fallen, ist eine Voraussetzung dafür, dass die Jugendlichen den Einwand oder die Sorge der Erwachsenen ernst nehmen können.
Jugendliche kommen schließlich ja auch in ganz eindeutigen Settings zusammen, die vorwiegend konstruktiv-schöpferischen Charakter haben und bei denen eine ganze Menge „herauskommt“.
Joachim Armbrust
Jugendliche begleiten
Was Pädagogen wissen sollten
Verlag Vandenhoeck & Ruprecht
März 2011
Ca. 144 Seiten
12.95 EUR
ISBN 978-3-525-70121-8
Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann
Joachim Armbrust
Praxis für Psychotherapie, Paartherapie, Supervision,
Coaching, Mediation und Prozessgestaltung
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Tel.: 0791/71552
E-Mal: joachim.armbrust@t-online.de
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