Ortho-geriatrisches Behandlungskonzept verbessert Ergebnisse bei älteren Patienten/-innen mit Schenkelhalsfrakturen

EFORT 2013: Europäischer Orthopädiekongress mit 7.500 Teilnehmen/-innen in Istanbul

Rund zehn Prozent der Patienten/-innen mit einem Oberschenkelhalsbruch versterben innerhalb von zehn Tagen nach der Fraktur. Ein britisches Team präsentierte auf dem EFORT Kongress in Istanbul ein neues Behandlungskonzept für ältere Patienten/-innen, das die Zeit bis zur Operation, die Sterblichkeit und die Häufigkeit postoperativer Komplikationen reduziert.

Istanbul, 7. Juni 2013 – Etwa eine/-r von zehn Patienten/-innen mit einer Fraktur des Oberschenkelhalses verstirbt innerhalb von 30 Tagen. Ein Team von Orthopäden/-innen und Unfallchirurgen/-innen der Universitätsklinik Nottingham (GB) hat jetzt ein neues multidisziplinäres Therapiekonzept speziell für ältere Patienten/-innen entwickelt, das beim 14. Kongress der Europäischen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie (EFORT) in Istanbul vorgestellt wurde. Rund 7.500 Experten/-innen diskutieren hier die aktuellen Entwicklungen ihres Fachgebiets. Der umfassende Behandlungsansatz, so zeigen die präsentierten Daten, verbessert die Ergebnisse und reduziert die Therapiekosten.

Ein Mitglied des ortho-geriatrischen Teams nimmt an allen unfallchirurgischen Morgenbesprechungen teil und evaluiert alle älteren Patienten/-innen mit Schenkelhalsfraktur, bevor sie operiert werden, berichtete Studienautor Mark Gaden: „Jede/-r Patient/-in mit besonders dringenden medizinischen Problemen wird prioritär behandelt. Patienten/-innen mit Oberschenkelhalsfrakturen werden auch nach dem chirurgischen Eingriff vom ortho-geriatrischen Team begutachtet, das die allgemeine Betreuung, die Vermeidung von Komplikationen, die Sturzprävention, das Monitoring der Knochendichte, die Demenz-Früherkennung, das Entlassungsmanagement sowie die Behandlung allfälliger akuter Gesundheitsprobleme unterstützt.“ Dem multidisziplinären Team gehören neben Orthopäden/-innen auch Physiotherapeuten/-innen, Ergotherapeuten/-innen, Pflegepersonen, Entlassungsmanager/-innen und Osteoporose-Spezialisten/-innen an.

Verringerte Mortalität, schnellere Operation

Um die Wirksamkeit des ortho-geriatrischen Maßnahmenpakets zu evaluieren, wurden die Daten von vor und nach der Einführung des neuen Angebots behandelten Patienten/-innen verglichen. Insgesamt wurden 1.642 Patienten/-innen mit einer Schenkelhalsfraktur in die Studie eingeschlossen, 813 von ihnen wurden nach dem alten, und 829 nach dem neuen Therapiekonzept behandelt. Die 30-Tages-Mortalitätsrate fiel von 9,23 auf 8,44 Prozent. Zugleich wurde im Rahmen des neuen ortho-geriatrischen Behandlungsmodells deutlich rascher operiert: 70 Prozent der Patienten/-innen kamen innerhalb von 40 Stunden in den OP, vorher waren es nur 55 Prozent gewesen. Ein rascher Eingriff ist eines der Schlüsselelemente, betonte Gaden: „Eine längere Zeit bis zur Operation erhöht nachweislich die Komplikationsrate in dieser Gruppe von Patienten/-innen, insbesondere das Auftreten von Lungenentzündungen oder Druckgeschwüren. Die prä-operativen Beiträge des ortho-geriatrischen Teams zielen vor allem auf eine rasche Optimierung des Allgemeinzustands der älteren Patienten/-innen ab, damit sie möglichst schnell operiert werden können.“ Damit führe das Interventionsmodell zu einer Reduktion bei Komplikationen und Sterblichkeit, bei der Dauer des stationären Aufenthalts und bei den Kosten, so Gaden. „Ein ortho-geriatrischer Service, das haben unsere Erfahrungen gezeigt, verbessert ganz klar die Ergebnisse. Zentren, die Oberschenkelhalsfrakturen behandeln, sollte die Einführung eines solchen Behandlungskonzepts erwägen.“

Hintergrund EFORT

Die European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORT) ist die Dachorganisation orthopädischer Fachgesellschaften in Europa. EFORT wurde 1991 im italienischen Marentino gegründet. Heute gehören ihr 42 nationale Mitgliedsgesellschaften aus 43 Ländern und sechs assoziierte wissenschaftliche Organisationen an.

EFORT ist eine Non-Profit Organisation. Das Ziel der Mitgliedsgesellschaften ist es, den Austausch von wissenschaftlichem Fachwissen und von Erfahrungen in der Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten und Verletzungen des muskuloskelettalen Systems zu fördern. EFORT organisiert europäische Konferenzen, Schulungen, Kurse, Foren und Kongresse. Ferner werden von EFORT Grundlagenforschung und klinische Forschung initiiert und unterstützt.

Quelle: EFORT Abstract 2395: The introduction of an orthogeriatric service to a large teaching hospital improves outcomes for elderly patients with a proximal femoral fracture.