Der Organspendeskandal von Göttingen weitet sich aus. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt inzwischen gegen einen zweiten Beschuldigten, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Bei dem zweiten Beschuldigten handele es sich um „einen Arzt in leitender Funktion aus dem klinischen Bereich des Universitätsklinikums Göttingen“, teilte Staatsanwältin Serena Stamer der SZ auf Anfrage mit.
Zudem wurden die Ermittlungen gegen den bereits seit längerem beschuldigten ehemaligen Leiter der Transplantationsmedizin am Klinikum Göttingen ausgeweitet. Gegen ihn werde nun „in weiteren 22 konkreten Verdachtsfällen manipulierter Patientendaten“ ermittelt. Dem Arzt wird vorgeworfen, die Daten so gefälscht zu haben, dass die Patienten kränker erschienen, als sie es in Wirklichkeit waren. Dadurch bekamen sie schneller eine Spenderleber von der internationalen Vermittlungsstelle Eurotransplant zugeteilt, andere Patienten mussten dafür länger warten. Der Vorwurf laute in allen Fällen Bestechlichkeit, so Staatsanwältin Stamer zur SZ. Der Arzt habe sich dazu bisher nicht vor den Vermittlungsbehörden geäußert. Unter dem Verdacht der Bestechlichkeit steht auch der zweite nun Beschuldigte. Gegen ihn werde seit Montag ermittelt, so Stamer. Seine Aufgabe sei es gewesen, die Patienten vor einer Organtransplantation zu untersuchen. Damit habe er ebenfalls Einfluss auf die Daten gehabt und diese mutmaßlich manipuliert. Am Mittwoch hat die Staatsanwaltschaft bereits seine Wohnung und seinen Arbeitsplatz am Klinikum Göttingen untersucht. Es wurden Unterlagen sichergestellt, die nun ausgewertet werden, so die Staatsanwältin. Der Arzt habe bisher keine Angaben zu den Vorwürfen gemacht.