Obdachloser Max Bryan will 800 km Rad fahren

Der in Hamburg an den Landungsbrücken lebende Obdachlose Max Bryan hat Hamburg am Wochenende verlassen. Er folgte damit einer Ankündigung vom 29. Oktober, als er in einer bewegenden Rede zur Wohnungsnot seinen Abschied von der Hansestadt erstmals bekannt gab.

Reinhören: http://www.youtube.com/watch?v=7EqGx5TVHzo
(Max Bryan während einer Hamburger Demo gegen „Mietenwahnsinn“)

Max Bryan selbst ist vom „Mietenwahnsinn“ betroffen, denn er findet seit 18 Monaten in Hamburg keine für ihn bezahlbare Wohnung. Am Ende seiner Rede hatte er deshalb auch angekündigt, dass er Hamburg verlassen wird und er die Chance nutzen wolle, mit dem Fahrrad außerhalb der Stadt nach einer Wohnung zu suchen. Eine beherzte Dame aus Bergedorf hatte ihm im August diesen Jahres ein Fahrrad geschenkt, damit er die Tour vom Hamburger Cafee mit Herz (August 2011) mitfahren kann, die Geschichte ist hinreichend bekannt.

Gepostet von Max Bryan am Mittwoch, 31. August 2011

Nun also will er selbst noch einmal die Strecke fahren, in umgekehrter Reihenfolge, von Norden nach Süden und entlang der Strecke dann nach einer Wohnung suchen.

Die ersten Etappen seiner waghalsigen Winterreise entsprechen der vom August diesen Jahres, in dem Fall: Buchholz–>Bad Fallingbostel–>Verden–>Minden–>Hameln und dann in einer großen Runde quer durchs Rheinland. Pro Etappe will er dann zwei oder drei Tage verweilen und direkt vor Ort nach einer Wohnung suchen. Bleibt die Suche in einer der Städte erfolglos, fährt er zur nächsten Stadt, solange bis er eine Wohnung gefunden hat: „Ich steige nicht eher aus dem Sattel, bis ich eine Wohnung gefunden habe“, sagt er uns am Telefon.

Die Reise könnte problematisch werden. Meteorologen sprechen jetzt schon von „arktischer Kälte“ und Bryan´s Radtour führt über fast 800 km bis tief in den Hessischen Taunus hinein. Dort will er seine Mutter besuchen, die sich Sorgen macht und schon krank ist vor Kummer. Aus der Zeitung hatte sie erfahren, dass ihr Sohn obdachlos ist (damals „Klitschko und der Obdachlose“, Oktober 2010), die Geschichte war überall zu lesen und seitdem will sie ihn wieder haben – was neu ist, denn das war nicht immer so. Anfangs hatte die Familie ihn verstoßen (März 2010) und es war ein langer Prozess, sich der Familie wieder anzunähern.

Deshalb, und egal wie die Sache ausgeht, soll die Reise in jedem Fall mit dem Treffen der Mutter enden, auch wenn er unterwegs eine Wohnung gefunden hat. „Diese Reise wird auch eine Reise zu mir selbst – mein ‚inneres Ich‘, mit dem Verlust der Wohnung hatte ich es verloren und diese Reise kann vielleicht helfen etwas davon wieder zu finden“, schreibt er in sein Tagebuch.

Gepostet von Max Bryan am Freitag, 18. November 2011

Bei Sturm und Kälte – und da will er durch – sagt er, wird er die Briefe seiner Schwester lesen und seine Schwester ist ein großer Halt und könnte den Weg zurück zur Mutter ebnen. Max wünscht sich, am Ende der Reise die Mutter zu treffen und ihr sagen zu können, dass nun alles vorbei ist und er endlich wieder eine Wohnung hat und sie sich keine Sorgen mehr machen muss. Die Mutter wird sich dann hoffentlich entschuldigen, für das, was vor 22 Jahren geschah, warum sie plötzlich weg war und zwei Kinder alleine blieben, ohne ihre Mutter, ein Vorfall, der den heute 36-Jährigen noch immer tief prägt, auch wenn er das nicht zugeben will.

Das Leben des Max Bryan, ein Mann auf der Suche nach Glück und einer Wohnung. Die Geschichte endet am 20.12.2011 im Hessischen Taunus!

http://www.themenportal.de/leute/abschied-von-max-bryan-obdachloser-verlaesst-hamburg-90602

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Und noch ein Wort in eigener Sache: Wir berichten schon seit einiger Zeit über den in Hamburg gestrandeten Wissenschaftsautor, dessen Leben in Hamburg einer Berg- und Talfahrt gleicht. Nach der Sache im August diesen Jahres (Radtour vom Cafee mit Herz) war er abgetaucht. Selbst wir wussten nicht wo er steckt und hatten keine Ahnung, was er da am 29.10. in Hamburg vor hat. Erst kurz vor Beginn der Veranstaltung hatten wir davon erfahren und waren bemüht, ihn zu unterstützen. Ursprünglich hatten wir aus der Zeitung erfahren, dass Bryan obdachlos ist, damals „Klitschko und der Obdachlose“ (13.10.2010), die Geschichte war überall in den Zeitungen und seither versuchen wir zu helfen, was nicht leicht ist. Wir sind eine Autoren-Agentur, vermitteln Filmemacher und auch Künstler anderer Berufe. Im Fall von Max Bryan hatten wir versucht zu vermitteln, damit er irgendwo unterkommt und nicht mehr draußen schlafen muss. Dann erzählt er uns von seiner Behinderung und wir bekamen eine ungefähre Vorstellung vom Ausmaß seines Problems. Monatelang stand er sich selbst im Weg, war dann eine Zeit lang weg und kam zurück, ein Etappensieg und eine Therapie, doch die Wohnungslosigkeit blieb und sie bestimmt sein Leben – bis heute.

Wir würden gern helfen für Bryan eine Wohnung zu finden und das ist nicht leicht. Er hat einen 30 Kubikmeter Container, von dem er sich nicht trennen möchte. Darin lagert sein komplettes Schriftwerk. 15 Jahre lang hat er daran gearbeitet und wir können verstehen, dass er vorerst nichts davon wegwerfen will. Er sucht also eine für ihn bezahlbare Wohnung, die groß genug ist, um sein Lebenswerk mit aufzunehmen und diese Suche dauert nun schon 18 Monate.

„Entweder sind die Mieten viel zu teuer oder aber es stehen schon 10 Leute vor mir da, die alle das selbe wollen“, erklärt Max Bryan und er sagt auch, dass er dann jedes Mal leer ausgeht. Es ist eine verzweifelte Suche und die wohl schlechteste Jahreszeit für eine Radtour. Schon im letzten Jahr fielen die Temperaturen an über 100 Tagen weit unter Null und auch dieser Winter soll es nicht wärmer werden.

http://www.themenportal.de/pressemappe/projekt-office-koeln/bilder

Infos zu Max Bryan unter http://www.maxbryan.com