NSU-Fahndung: Verfassungsschutz wusste angeblich von Treffen mit Helfer in Berlin

Die Affäre um einen V-Mann des Berliner Landeskriminalamts (LKA) im Zusammenhang mit der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) weitet sich einem Medienbericht zufolge aus. Wie das Nachrichtenmagazin „Focus“ meldet, war der von dem V-Mann im Jahr 2002 belastete Rechtsextremist Jan W. aus Chemnitz den Sicherheitsbehörden längst als Kontaktmann des untergetauchten Neonazi-Trios bekannt. Laut „Focus“ lagen ihnen sogar konkrete Hinweise auf ein Treffen von Jan W. mit den Terroristen im Mai 2000 in Berlin vor.

Doch weder nach dem Treffen in der Hauptstadt noch nach dem Hinweis des V-Manns auf die zentrale Rolle von Jan W. schritten die Behörden ein. Laut „Focus“ hatte der sächsische Verfassungsschutz schon früh den Verdacht, der heute 37-jährige Jan W. könnte die 1998 aus Jena geflüchteten Uwe M., Uwe B. und Beate Z. unterstützen. Deshalb wurde der Mann im Frühjahr 2000 observiert. Die Auswertung seiner Telefondaten ergab, dass er sich am 7. Mai 2000 in Berlin aufgehalten hatte. Dort traf er sich vermutlich mit zwei der drei Terroristen. „Focus“ liegt die Aussage eines Polizisten vor, der Z. und M. gegen Mittag in Berlin nahe einer Synagoge im Außenbereich eines Restaurants gesehen haben will. Zu diesem Zeitpunkt wusste der Polizist nicht, wer die beiden waren. Am Abend sah er zufällig den Fahndungsaufruf im MDR-Fernsehen, erkannte die Gesuchten wieder und informierte die Polizei. In einem geheimen Vermerk hielt ein Mitarbeiter des sächsischen Verfassungsschutzes Mitte Mai 2000 fest, Jan W. habe die Flüchtigen in Berlin vermutlich „kontaktiert“ und „nach Chemnitz verbracht“. Wenige Monate später begannen die NSU-Terroristen ihre Mordserie an neun türkischen und griechischen Einwanderern.