Notlagentarif der PKV verhindert nicht weitere Verschuldung

In der privaten Krankenversicherung können bis zu 5 Prozent der Mitglieder ihre Beiträge nicht mehr zahlen. Der kürzlich angekündigte Gesetzesentwurf des Bundesgesundheitsministeriums zur Entlastung nicht zahlungsfähiger Versicherter stößt nun aber auf Kritik. An dem Überschuldungsrisiko, so Experten, wird dadurch kaum etwas ändern.

Private Krankenversicherung kämpft mit Nichtzahlern

Vonseiten der privaten Krankenversicherung sieht man den Ursprung des Problems in der Versicherungspflicht, die sie eine Kündigung zahlungsunwilliger bzw. -unfähiger Versicherter verhindert. So entstanden den Unternehmen durch säumige Mitglieder bisher Kosten in Höhe von einer halben Million Euro.

Der aktuelle Lösungsansatz sieht vor, Mitglieder, die drei Monate keine Beiträge zahlen, in den Basistarif der PKV zu stecken. Dieser hat den gleichen Leistungsumfang wie die gesetzlichen Krankenkassen. Der Basistarif ist allerdings erst bei 610 Euro monatlich gedeckelt, sodass vor allem Selbstständige sich auch dies kaum leisten können.

Nichtzahler-Tarif statt Zinsen

Statt nun Säumniszinsen zu verlangen, die zu einer weiteren Verschuldung führen, will man in der privaten Krankenversicherung einen anderen Weg gehen. Der geplante Notlagentarif soll nur zwischen 100 bis 200 Euro kosten und beschränkt die medizinische Behandlung auf eine Notversorgung.

Keine Eindämmung der Überschuldung

Der Bund der Versicherten (BDV) hat sich nun in Person von Michael Wortberg zu Wort gemeldet und äußerte Zweifel an der Effektivität des neuen PKV Tarifs. Der BDV gab zu denken, dass der behandelnde Arzt nicht feststellen könnte, ob sein Patient verschuldet sei und daher die übliche Behandlung vornehmen würde, was den Versicherten weiter verschuldet. Zudem ließen sich so in der privaten Krankenversicherung kaum umfassende Therapien durchführen, ohne den Versicherungsnehmer noch weiter zu verschulden.

Gesetzesentwurf hilft eher der PKV als den Versicherten

Der Entwurf der Regierung sieht außerdem vor, dass die privaten Krankenversicherer monatlich bis zu 50 Euro aus den Altersrückstellungen ihrer Mitglieder entnehmen können. Dieses geplante Vorgehen wird von den Linken scharf kritisiert. Ihrer Ansicht nach geht es dabei weniger um die Eindämmung von Schulden als um eine Entlastung der Versicherungsgesellschaften.

Kritiker sehen hier drin wiederum eine Maßnahme Daniel Bahrs die PKV zu unterstützen. Erst kürzlich hatte er angekündigt, die Wahltarife der Krankenkassen reglementieren zu wollen. Offen ist zunächst auch was die Versicherten bei der Rückkehr in die alten Tarife erwartet. Mit welchen Beitragsanpassungen müssen sie rechnen und gibt es eine erneute Gesundheitsprüfung?

Wegen ausbleibender Beitragszahlungen ist man in der privaten Krankenversicherung dazu übergegangen, neben dem Gesundheitszustand auch die Bonität des Antragstellers zu prüfen.