Nord-SPD-Chef Stegner: Kein „aktiver“ Wahlkampfeinsatz von Günter Grass

Der Vorsitzende der SPD in Schleswig-Holstein, Ralf Stegner, hat zurückhaltend auf den Vorstoß mehrerer sozialdemokratischer Politiker reagiert, die vor dem Hintergrund des umstrittenen Grass-Gedichts zu Israels Atompolitik erklärt hatten, künftig auf Wahlkampfhilfe von Literaturnobelpreisträger Günter Grass zu verzichten. „Die Frage stellt sich doch gar nicht“, sagte Stegner gegenüber „Handelsblatt-Online“. Er fügte allerdings hinzu: „Nach meiner Kenntnis wird außer gelegentlichen Kulturveranstaltungen ein aktiver Wahlkampfeinsatz für die SPD weder von Günter Grass noch von der SPD geplant.“

Stegner, der dem linken Parteiflügel zugerechnet wird, zeigte zugleich Verständnis für die harsche Kritik an Grass. „Wer sich zur politisch extrem schwierigen Situation im Nahen Osten äußert, ist klug beraten, dies differenziert zu tun.“ Das gelte sicher besonders für Stimmen aus Deutschland. „Günter Grass hätte sich manche berechtigte Kritik und gewiss auch Beifall von der falschen Seite erspart, wenn er auf die für Israel existenzbedrohende Aggressionshaltung des Iran deutlich hingewiesen hätte“, so Stegner. Dann hätte die in der Sache durchaus zulässige Kritik an der Politik der israelischen Regierung nicht so leicht missdeutet und gegen ihn instrumentalisiert werden können. Aber, fügte das SPD-Vorstandmitglied hinzu: „Natürlich ist Günter Grass kein Antisemit.“ Er habe aber „sicher kritikwürdig“ formuliert. Die „maßlosen Reaktionen darauf“ seien allerdings ebenso fragwürdig. „Denn Meinungsfreiheit in der Demokratie bedeutet auch, Falsches sagen zu dürfen, wovor übrigens kaum jemand gefeit ist, ob Schriftsteller, Politiker oder Journalist“, sagte Stegner.