Der neue Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Rainer Dulger, tritt dafür ein, dass Arbeitnehmer in Zukunft häufiger auch über die Grenze des gesetzlichen Rentenalters hinaus im Arbeitsleben bleiben. „Wir sollten es leichter möglich machen, dass Arbeitnehmer bei guter Gesundheit über die Regelaltersgrenze hinaus weiter arbeiten“, sagte Dulger in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ (Mittwochausgabe). Dies zähle im Kontext einer generellen Flexibilisierung von Altersgrenzen und Arbeitszeitregeln zu den „großen Aufgabenfeldern“ der Tarifpolitik in der Metall- und Elektroindustrie.
„Wenn heute jemand mit 65 Jahren noch weitermachen will, ist dies schon rechtlich überaus kompliziert“, kritisierte Dulger. „Das zu vereinfachen, wäre ein wichtiger Beitrag gegen den Fachkräftemangel.“ Zugleich müssten sich Arbeitnehmer stärker darauf einstellen, dass sie in Zukunft „auch mit 55 Jahren ihren Arbeitsplatz noch einmal wechseln“, betonte er. Der Heidelberger Unternehmer ist am 14. September zum Nachfolger des langjährigen Gesamtmetall-Chefs Martin Kannegiesser gewählt worden. „Wenn wir den demografischen Wandel ernst nehmen, müssen wir da manches auf den Prüfstand stellen“, mahnte Dulger in Richtung der Gewerkschaft IG Metall. Er skizzierte zugleich neue Wege einer Flexibilisierung der täglichen Arbeitszeit: „Für viele Arbeitnehmer wäre es sicher interessant, auch kurzfristig einmal einen halben Tag zu Hause bleiben zu können, falls etwa das Kind krank ist“, erläuterte der Gesamtmetall-Chef. Umgekehrt aber solle man dabei auch „überlegen, ob immer gleich ein Zuschlag gezahlt werden muss, wenn ein Arbeitnehmer dann die ausgefallene Zeit abends von zu Hause aus nachholt“. Inwieweit solche Überlegungen bereits in eine Strategie für die kommenden Tarifrunden einfließen könnten, wolle er „in den nächsten Wochen mit unseren Mitgliedsunternehmen intensiv diskutieren“, kündigte Dulger an. Die nächste Tarifrunde für die 3,6 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie steht im Frühjahr 2013 an.