Netzagentur will mehr Kraftwerke in Reserve halten

Die Bundesnetzagentur will zur Vermeidung von Blackouts zusätzliche Kraftwerkskapazitäten für den Notfall bestimmen. Die derzeitige Kaltreserve sei „nicht in Stein gemeißelt“, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, dem „Handelsblatt“ (Montagausgabe). „Es könnte sinnvoll sein, sie vor dem kommenden Winter von derzeit rund 1.600 Megawatt (MW) auf gut 2.000 MW zu erhöhen“, sagte Homann.

Dahinter steckt die Sorge vor Engpässen bei der Stromversorgung. Homann hatte die Versorgungssituation im vergangenen Winter zuletzt als „sehr angespannt“ bezeichnet. Die Kaltreserve war Bestandteil der Beschlüsse zur Energiewende im vergangenen Jahr. Weil acht Kernkraftwerke dauerhaft stillgelegt wurden, mussten Reservekapazitäten definiert werden. Es handelt sich dabei um alte fossile Kraftwerke, die zugeschaltet werden können, wenn Engpässe drohen. Die Kaltreserve sei derzeit „der richtige Weg“. Man werde sie solange als Brücke brauchen, bis eine systematische Lösung gefunden sei, so Homann. Die Kaltreserve sollte nach den Beschlüssen aus dem vergangenen Jahr auf zwei Jahre begrenzt werden. Dies erweist sich jedoch als illusorisch, weil neue fossile Kraftwerke nicht im erforderlichen Umfang entstehen. Im Gegenteil: Einige Erzeuger wollen Gaskraftwerke abschalten, weil sie sich nicht mehr gewinnbringend betreiben lassen. Den Verzicht auf Stilllegungen wollen sich die Betreiber honorieren lassen. Homann sieht das äußerst kritisch. „Wir müssen sicherstellen, dass sich die Ankündigung einer Kraftwerksstilllegung nicht zum Geschäftsmodell entwickelt. Zur Not lässt sich das per Gesetz regeln“, sagte Homann. Bis Ende Oktober müsse es eine Lösung geben, die nicht einseitig zu Lasten der Stromverbraucher gehen dürfe. „Wir brauchen den Verzicht auf Kraftwerksstilllegungen zu akzeptablen Kosten“, sagte der Präsident der Netzagentur.