Netanjahu hält den Iran für demokratiefähig

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu ist angesichts der Wahlsiege von islamistischen Parteien in arabischen Revolutionsländern der Meinung, dass diese Gesellschaften erst eine Phase der islamistischen Diktatur durchlaufen werden, bevor sie zur liberalen Demokratie finden. In einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ meinte Netanjahu, neben Israel sei im Moment in der Region nur der Iran demokratiefähig. „Meiner Meinung nach gibt es nur zwei Orte im Nahen Osten, wo die Allgemeinheit eine starke Neigung zur Demokratie westlicher Prägung zeigt: der eine ist ganz eindeutig Israel und der andere ist Iran. Warum? Nun, als die Iraner vor drei Jahren eine relativ freie Wahl hatten, warfen sie die Radikalen raus und Ahmadinedschad und Chamenei fälschten daraufhin Millionen von Stimmen und tyrannisierten ihr Volk,“ sagte Netanjahu.

„Iran ist anders, weil man dort schon seit 30 Jahren islamisches Recht anwendet, und jeder dort weiß, es ist dunkelste Misere: Es bedeutet Brutalität und Unzivilisiertheit, und die Menschen haben genug davon. Hätte das iranische Volk die freie Wahl, es würde sich der Mullahs entledigen.“ Eine ähnliche Entwicklung müssten offenbar laut Netanjahu die arabischen Gesellschaften durchlaufen. „Auch die arabischen Gesellschaften müssen diesen schweren Weg gehen, das ist ihre Tragödie. Erst erlebten sie den Panarabismus, dann gingen sie über zu säkularen Diktaturen und nun, ohne mit der Wimper zu zucken, zur islamistischen Herrschaft mit Scharia. Ja, vielleicht müssen sie durch diese dunkle Gasse, bis sie es mit einer liberalen Regierung versuchen“, sagte der israelische Regierungschef der „Welt am Sonntag“.