In großen europäischen Kulturnationen regieren völlig unterschiedliche Kunstgeschmäcker. „Spitzenpreise für Pferde und Hunde erzielen Sie vor allem in London: Englische Sammler lieben das Landleben. In der Schweiz verkaufen sich dagegen Bergansichten ganz ausgezeichnet“, sagte der Europa-Chef des Auktionshauses Christie`s, Dirk Boll, der Wochenzeitung „Die Zeit“.
„Franzosen mögen zum Beispiel überhaupt keine Schneelandschaften, obwohl es in Frankreich ja auch schneebedeckte Alpen gibt“, so Boll und fügte hinzu: „Warum das so ist, weiß ich selbst nicht; ich bin kein Soziologe.“ Es gebe aber nicht nur nationale, sondern auch globale Trends: „Wenn Sie beispielsweise ein Seestück verkaufen wollen, dann sollte das Meer unbedingt ruhig sein. Bloß keine sturmgepeitschte Biskaya!“ Bei Porträts mache sich durchweg ein „Promi-Faktor bezahlt“, sagte der Kunstmanager. „Tendenziell verkauft sich eher die hübsche Kronprinzessin als der kahlköpfige, bärtige Landtagspräsident.“ Grundsätzlich werde in einer Krise der Geschmack konservativer. „Man möchte sein Geld lieber für kanonisierte, sichere Kunst ausgeben“, so Boll.