Nach seinem Sturz gibt Kurt Masur weltweit erstes Konzert zum 20. Usedomer Musikfestival

Ende Februar brach sich der weltbekannte Dirigent in Tel Aviv die Hüfte und konnte seitdem kein Orchester mehr dirigieren. Auf dem Wege der Besserung gab der Maestro in einem Interview mit dem Usedomer Musikfestival am letzten Wochenende bekannt, dass sein erstes Konzert nach dem Sturz ein Sonderkonzert zum 20. Usedomer Musikfestival am 13. September in Peenemünde sein wird. Er freue sich auf die erneute Zusammenarbeit mit den jungen Musikern des Baltic Youth Philharmonic und seinen internationalen Meisterkurs für junge Dirigenten vom 9. – 13. September auf Usedom.

Im Hinblick auf das vom Usedomer Musikfestival und der Nord Stream AG gegründete Orchester Baltic Youth Philharmonic und den Meisterkurs schwärmt der Maestro, dass Musik mehr vermöge, als man sich gemeinhin vorstellen könne und zieht Parallelen zu eigenen Erlebnissen zu Beginn seiner Karriere: „Nach dem Krieg wurde ich als einer der jüngsten deutschen Dirigenten überall in die Länder geschickt, wo man hoffte, dass man mich dort als Deutschen gut behandeln würde, weil ich so jung war und weil ich in deren Augen unschuldiger, als die anderen Deutschen, war. Ich erlebte Dinge, die mich tief berührt haben.“

Der Dirigierstar versucht den 100 Musikern aus den 10 Ostseeanrainerstaaten und den Teilnehmern seiner internationalen Meisterklasse für junge Dirigenten neue musikalische Erfahrungen zu vermitteln: „Allein schon festzustellen, in welcher Weise sie Mozart oder Beethoven verstehen, ist für den Dirigenten, das junge Orchester und für das Publikum interessant. Es ist auch der Grund warum ich Meisterkurse gebe, am liebsten mit jungen Orchestern.“ Für das Sonderkonzert, eine Woche vor Festivalbeginn, hat der Maestro die große Sinfonie Nr. 4 von Anton Bruckner und Richard Wagners Ouvertüren aus den Opern „Die Meistersinger von Nürnberg“ und „Tannhäuser“ gewählt – „grandios theatralische Musik“, wie er sagt, und eine neue musikalische Erfahrung an einem besonderen Ort: „Wenn ich beispielsweise Wagner als Programmbestandteil wähle, dann weiß ich, dass für ein junges Orchester Wagner eine gewisse Ferne darstellt. Wagner ist nun einmal deutsch, oder sagen wir seine Grundhaltung, ein bisschen theatralisch für manchen. Für mich war er als junger Dirigent zu theatralisch. Anfangs habe ich nicht so viel Wagner dirigiert, was sich später geändert hat.“

Der Dirigent, der zu Wendezeiten zur Gewaltlosigkeit aufrief, möchte den internationalen Nachwuchsmusikern auch den verantwortungsvollen Umgang mit Orten und Werken näher bringen. Gerade in der ehemaligen Heeresversuchsanstalt in Peenemünde sei dabei besondere Sensibilität gefragt. Seit 2002 versuchen die Peenemünder Konzerte des Usedomer Musikfestivals den geschichtsträchtigen Ort musikalisch umzuwerten und Friedenzeichen zu setzen. Kurt Masur warnt daher davor Musik für politische Zwecke zu missbrauchen: „Die Brucknersche Sprache hat ja nichts mit Hitler zu tun und Wagner auch nicht, er wurde nur in dieser Richtung missbraucht“. Musik überwindet Grenzen, versöhnt und führt die Menschen zusammen, davon ist Kurt Masur überzeugt. Gerade die jungen Musiker des Baltic Youth Philharmonic hätten die besten Chancen diese Botschaft mit musikantischer Spielfreude und voller Enthusiasmus auch über die Grenzen des Ostseeraums zu tragen: „Die jungen Musiker begreifen das so intuitiv und so schnell. Wenn man Geduld hat und versucht die Botschaften der Musik ihnen so nahe zu bringen, dass man sagen kann, gut, wir wollen einander verstehen, wie wir das zu interpretieren haben. (…) Aus solchen Begegnungen hab ich am meisten gelernt, für mein ganzes Leben.“

Der international renommierte Dirigent begeht am 18. Juli seinen 86. Geburtstag. Die gesellschaftlich und politisch engagierte und geachtete Persönlichkeit absolvierte eine beispiellose internationale Karriere. Masur war erster Schirmherr des Usedomer Musikfestivals und kehrte 2012 auf die Insel Usedom zurück. Er eröffnete das 19. Usedomer Musikfestival und wurde zu seinem Ehrenschirmherrn ernannt. Fast 30 Jahre lang war er Gewandhauskapellmeister in Leipzig. Seine Karriere führte ihn weltweit zu bedeutenden Orchestern. Er war u. a. als Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker, des London Philharmonic Orchestra sowie des Orchestre National des France in Paris tätig. Für sein musikalisches Schaffen wurde Kurt Masur mit den bedeutendsten internationalen Auszeichnungen bedacht.

Informationen und Karten zu weiteren Konzerten des Usedomer Musikfestivals sowie Kartenbuchungen unter 038378-34647 oder www.usedomer-musikfestival.de.

Weitere Informationen:

Unsere Förderer und Unterstützer

Für ihre bisherige Unterstützung und Förderung der Jubiläumssaison des Usedomer Musikfestivals bedanken wir uns bei: Nord Stream AG, Volkswagen AG, Norddeutscher Rundfunk, Saipem, Windrose Air – Jet Charter, CEPetroleum, Otium Consult GmbH, Achterkerke Edelstahl, Steigenberger Grandhotel and Spa, Mecklenburgische Versicherungsgruppe, Sparkasse Vorpommern, Nord LB, Enderlein, Sektkellerei Geldermann, Seetel Hotels, 3 Kaiserbäder, Aurelia Hotel & Villen, Vineta Hotels, Gasversorgung Vorpommern, Usedomer Bäder Bahn, Usedom Tourismus GmbH, Tourismusverband Insel Usedom e.V. und CommJazz.

Weitere Förderer und Sponsoren sind die Europäische Union, die Bundesregierung, die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern, der Landkreis Ostvorpommern und die Gemeinden der Insel Usedom. Außerdem beteiligt sich auch in diesem Jahr, die aus rund 80 Förderern der Region bestehende Unternehmensinitiative für das Usedomer Musikfestival an der Finanzierung der Jubiläumssaison.

Als Stiftungspartner konnten die Stiftung der Sparkasse Vorpommern, die Achterkerke Stiftung für Kinder und die Oscar und Vera Ritter-Stiftung gewonnen werden. Medienpartner sind NDR Kultur, die Ostsee-Zeitung und der Tagesspiegel.