Kopenhagen, München (11. September 2012) – In weniger als zwei Wochen wird München einmal mehr zum Nabel der Welt. Die bayerische Hauptstadt, die für ihren provinziellen Charme, Traditionsbewusstsein und Gemütlichkeit bekannt ist, bereitet sich auf den alljährlichen Ausnahmezustand während der Wiesn vor. Momondo.de, die beste Adresse bei der Suche nach günstigen Flügen, Hotels und Mietwagen im Internet, hat sich vorab bei Einheimischen und eingefleischten Wiesn-Profis informiert und herausgefunden, wie sich das Oktoberfest am besten erleben und überleben lässt.
Wiesn-Countdown
Anstich ist am 22. September 2012, dem ersten Wiesn-Samstag, um Punkt zwölf Uhr durch den Oberbürgermeister der Stadt München. Mit einem „O’zapft is!“ wird im Schottenhamel Festzelt das erste Oktoberfestbier gezapft. Kurz zuvor, ab elf Uhr ziehen die Brauereien und Wiesn-Wirte traditionell auf das Oktoberfest-Gelände ein. Am darauffolgenden Tag startet ab zehn Uhr der Trachten- und Schützenzug durch München, bei dem Trachtler und Musikkapellen sich von ihren besten Seiten zeigen. Hoch zu Ross führt das Münchner Kindl, die offizielle Wappenfigur der Landeshauptstadt, den umjubelten Umzug an.
Timing ist alles
Insgesamt 14 Festzelte sind entlang der Wirtsbudenstraße aufgereiht. Um ohne Reservierung einen Platz im Zelt zu bekommen, sollte man am besten unter der Woche los ziehen. Am Wochenende heißt das Motto: „Der frühe Vogel fängt den Wurm“, denn die ersten Besucher warten meist schon in den frühen Morgenstunden auf die Öffnung der Festzelte um 9 Uhr, um sich die begehrten Plätze zu sichern. Aber: Nicht nur der frühe, auch der dreiste Vogel fängt oftmals den Wurm – manchmal hilft es auch, ein wenig zu tricksen und die Türsteher zu überlisten. Da die Zelthüter selten große Gruppen auf einmal reinlassen, empfiehlt es sich, sich in Zweiergrüppchen an verschiedenen Eingängen zu postieren und auf Einlass zu hoffen. Sobald jemand aus der Gruppe im Zelt ist, können die Wartenden Winkkontakt aufnehmen und beim Türsteher das Argument vorbringen, der Rest der Gruppe sei schon drin. Ein ausgefülltes Dirndl-Dekolleté und ein charmanter Augenaufschlag können dabei durchaus von Vorteil sein.
Wo und wann ist was auf der Wiesn los?
Das zweite Wiesn-Wochenende ist auch als Italienerwochenende bekannt – tausende flirtfreudige Italiener reisen an diesen Tagen in die bayerische Hauptstadt, bevölkern die Campingplätze rund um das Oktoberfest und halten nach flirtwilligen Damen Ausschau. Auch für Homosexuelle gibt es eigens ausgemachte Tage: Am ersten Oktoberfest-Sonntag, dem Gay Sunday, trifft man sich in der Bräurosl und am zweiten Montag können sich die Schwulen und Lesben auf der Prosecco-Wiesn in der Fischer-Vroni vergnügen. Das größte Zelt auf der Wiesn ist die Hofbräu Festhalle, die mit rund 10.500 Plätzen einige Sitz-Möglichkeiten bietet. Im Hippodrom und im Käfer-Zelt ist die Promidichte am höchsten, und in Kufflers Weinzelt stoßen alle Bier-Banausen mit dem feinen Traubensaft an. Bei schönem Wetter sind die Biergärten eine gute Alternative zum vollen Bierzelt. Außerhalb der Zelte warten Fahrgeschäfte wie das Teufelsrad oder der Toboggan auf mutige Wiesn-Besucher: Beim Teufelsrad sitzt man auf einem sich ständig drehenden Rad und versucht, nicht herunterzufallen, während der Schausteller den Fahrgast mit Schaumstoffbällen bewirft, um den Fahrgast zu Fall zu bringen. Dabei wird die sich drehende Person auf bayerisch richtig „derbleckt“ (aufgezogen). Zarte Gemüter sollten sich also lieber nur mit dem Zuschauen begnügen, was vermutlich sowieso den größten Spaß bringt.
Ausrüstung
Die Verbindung von Tradition und moderner Feierkultur – das ist es, was das Oktoberfest auch heute noch zum beliebtesten Volksfest der Welt macht. Am besten feiert es sich in traditioneller Kleidung: Die Madln tragen Dirndl und die Buam kommen in Lederhosen. Tracht ist zwar keine Pflicht, doch auch immer mehr nicht-bayerische Besucher hüllen sich in mehr oder weniger traditionelle Kleider. Die Dirndl werden kürzer, die Ausschnitte tiefer! Doch vor allem die Damen können selbst festlegen, ob sie zum anbandeln zu haben sind oder nicht. Das Entscheidende ist die Position der Dirndl-Schleife, dabei gilt: „Schleife links, Glück bringts!“ Oder aber „Schleife rechts ist schlecht!“ In diesem Fall ist die Auserwählte nämlich schon vergeben. Damen, die anstelle des Dekolletés lieber ihre Rückseite in Szene setzen möchten, können auch auf Lederhosen ausweichen und finden sich dabei mittlerweile in bester Gesellschaft.
Wiesn-Hits
Musi gehört zum Oktoberfest wie die Brezn und das Bier. Vor allem Wiesn-Neulinge sollten die Texte der beliebtesten Lieder vorher ein wenig einstudieren, um nicht zum altbekannten Marmelade-Playback greifen zu müssen. Zu den bayerischen Klassikern zählen beispielsweise „Skandal im Sperrbezirk“, „Fürstenfeld“, „Sierra Madre“ oder „Bergwerk“. Letzteres Lied sorgt vor allem am letzten Abend als traditioneller Schlusssong im Schützenfestzelt für eine ganz besonders melancholische Stimmung. Auch bekanntere Lieder wie „Über den Wolken“, „Anton aus Tirol“, „Country Roads“ oder das „Fliegerlied“ werden von den Feierwütigen auf den Bierbänken lauthals mitgesungen. Besondere Bedeutung kommt dem Prosit-Zuspruch vor dem offiziellen Anstoßen zu. Meist leitet der Dirigent der gerade spielenden Blaskapelle oder Band dabei den gemeinsamen Trinkspruch mit musikalischer Begleitung ein: „Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit“ dies wird zweimal wiederholt und im Anschluss folgt das „Oans, Zwoa – Gsuffa! Prost mitanand!“ und dann erst wird mit allen am Tisch angestoßen und man kann sich endlich einen Schluck genehmigen.
Wiesn-Vokabular
Um sich mit den Einheimischen verständigen zu können, schadet es den Preißn (alle, die nicht in Bayern wohnen oder dem Bayerischen nicht mächtig sind) nicht, sich im Vorfeld einige bayerische Vokabeln anzueignen. Hier die wichtigsten Wiesn-Vokabeln:
• Maß: „Resi, no fünf Maß!“ – „Resi, bring bitte noch fünf Maß!“ Hierbei ist vor allem die Aussprache sehr wichtig, denn „Maß“ wird mit einem kurzen a ausgesprochen. Bei Missachten dieser Regel folgt oftmals Gelächter der Einheimischen.
• Deandl, Dirndl: „Host des fesche Deandl im Dirndl g‘seng?“ – „Hast du das hübsche Mädchen in seinem Dirndl gesehen?“
• Obandeln: „I hob mit da Zenzi obandelt!“ – „Ich hab mit der Zenzi geflirtet!“
• Umma: „Spazl, kimm umma!“ – „Süße, komm doch zu uns rüber!“
• Fuaßln: heimlicher Fußkontakt unter der Bierbank
• Grischbal: „Mei, des is a Grischbal!“ – Bohnenstange; schmächtiger junger Mann
• Heisl: „I geh amoi auf‘s Heisl!“ – „Ich geh schnell auf die Toilette!“
Der ganz normale Wiesn-Wahnsinn
…folgt eigentlich erst nach dem Verlassen der Bierzelte. Die, die es noch heim schaffen, torkeln meist gestützt von den Freunden in alle Richtungen. Alle anderen legen sich entweder zu den Füßen der Bavaria oder steuern auf einen unscheinbaren Hügel hinter den Festzelten zu. Und dieser Hügel hat es in sich: Bekannt ist er unter den Englischsprachigen als sogenannter „Hill of Shame“ (Hügel der Schande), die Italiener nennen ihn „Cimitero degli ubriachi“ (Friedhof der Bierleichen) und unter den Einheimischen wird er wahlweise als „Promillehügel“ oder „Hügel der verlorenen Menschenwürde“ bezeichnet. Ob Pärchen, die es sich gemütlich machen oder Betrunkene die ihren Rausch ausschlafen – hier sammelt sich, dicht aneinander gereiht, im Laufe eines Tages alles und jeder an, der sich nicht mehr auf den Beinen halten kann oder will.
After-Wiesn
Die meisten Zelte schließen um 23:30 Uhr, mit Ausnahme des Weinzeltes und Käfer’s Wiesn-Schenke, die bis 1 Uhr geöffnet haben. Wer jetzt noch fit ist, kann sich auf den Weg zu den zahlreichen „After-Wiesn-Parties“ in München machen. Stilvoll und edel wird es im Münchner Nobelschuppen P1 oder im Pacha. Wer es lockerer möchte, kann in zahlreichen Clubs rund um den Münchner Stachus die Nacht zum Tage werden lassen und in der 089 Bar, der Milchbar oder im Call me Drella einkehren. Ganz egal wo man landet – überall wird in Tracht bis in die Morgenstunden gefeiert.
Wissenswertes
Wer sich schon einmal gefragt hat, wie die Wiesnwirte täglich die großen Mengen an Bier in ihre Zelte bekommen, wird erstaunt sein. Die Zelte sind mit unterirdischen Bierleitungen verbunden, durch die das jeweilige Bier fließt. Lediglich das Augustiner Festzelt verwendet noch die traditionellen Holzfässer, die sogenannten Hirschen, zur Lagerung ihres Bieres.
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* Tarif über Momondo.de gefunden am 11. September 2012