Mittelständler kritisieren Euro-Vorstoß von Linde-Chef Reitzle

Nach den Gedankenspielen von Linde-Chef Wolfgang Reitzle über einen Austritt Deutschlands aus der Euro-Zone hagelt es seitens der mittelständischen Unternehmen Kritik. „Die übergroße Mehrheit der mittelständischen Unternehmer in Deutschland will den Euro“, sagte Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands der mittelständischen Wirtschaft, „Handelsblatt-Online“. 87 Prozent der mittelständischen Unternehmen hätten sich in einer Umfrage klar zum Euro bekannt, fügte Ohoven hinzu.

Linde-Chef Reitzle hatte am Wochenende für Aufsehen gesorgt, indem er einen Austritt Deutschlands aus dem Euro als mögliches Szenario ins Spiel gebracht hatte. Wenn es etwa nicht gelinge, die Krisenländer zu mehr Haushaltsdisziplin zu drängen, müsse Deutschland die Konsequenzen ziehen und aus der Gemeinschaftswährung austreten, hatte der Linde-Chef gefordert. Kurzfristig rechnet Reitzle bei einem solchen Schritt mit negativen Folgen für die deutsche Wirtschaft, langfristig aber würde sich eine konsequente Haltung seiner Meinung nach bezahlt machen. „Und schon fünf Jahre später könnte Deutschland im Vergleich zu den asiatischen Wettbewerbern stärker dastehen“, hatte Reitzle gesagt. Mittelstandspräsident Ohoven äußerte „allergrößte Zweifel“ daran, dass die Wirtschaft den Austrittsschock innerhalb von fünf Jahren wegstecken könne. Der deutsche Mittelstand exportiere zu über 60 Prozent in Länder der Euro-Zone, so Ohoven. „Daran hängt fast jeder vierte Arbeitsplatz bei uns.“ Die Ausfuhren in zukünftige Wachstumsmärkte wie Brasilien, Russland, China und Indien könnten die zu erwartenden Exporteinbrüche bei einem Austritt Deutschlands aus der Euro-Zone nicht ausgleichen, sagte Ohoven. „Die Unternehmer wissen sehr gut, was sie am Euro haben.“ Auch Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, warnte vor den dramatischen Folgen, die ein Austritt Deutschlands aus der Euro-Zone hätte. „Die Aufwertung würde stärker als alle in früheren Zeiten erlebten, so dass erhebliche Minderungen des Exports und der daran hängenden Beschäftigung drohten“, sagte Hüther. Außerdem würden die Banken belastet, da die Finanzströme in der Euro-Zone zerrüttet würden. „Dieser Aspekt wird von Herrn Reitzle gar nicht benannt“, kritisierte Hüther.