Stuttgart. Der baden-württembergische Mittelstand blickt auf ein sehr gutes Geschäftsjahr zurück und geht auch mit optimistischen Erwartungen ins neue Jahr. Entsprechend wollen zahlreiche Betriebe weiter neue Mitarbeiter einstellen.
Dies ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage zum Jahreswechsel des Bundes der Selbständigen Baden-Württemberg (BDS) unter 757 Unternehmen. Das BDS-Mittelstandsbarometer des Verbandes sinkt nach dem Allzeithoch im Sommer nur leicht.
Der Umfrage entsprechend bewerten rund 49 Prozent der befragten Unternehmen ihre derzeitige Geschäftslage als gut. 40 Prozent sind immerhin zufrieden, nur 11 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht. Damit überwiegt der Anteil derjenigen Unternehmen, die mit der aktuellen Geschäftsentwicklung zufrieden sind, weiterhin deutlich.
Etwas schlechter sind die Aussichten für das erste Halbjahr 2012. Hier erwarten bis zum Jahresende rund 39 Prozent eine gute Geschäftsentwicklung. Dem stehen knapp 11 Prozent der Befragten gegenüber, die schlechte Erwartungen in die ersten Jahreshälfte 2012 haben. Knapp 51 Prozent erwarten einen befriedigenden Verlauf im ersten Halbjahr 2012.
Das BDS-Mittelstandsbarometer, das die aktuelle Geschäftslage und die Ge-schäftserwartungen der Mittelständler zusammenfasst, hat seinen Zenit überschritten und ist insgesamt vom Allzeithoch mit „plus 35,8“ Punkten im Sommer 2011 auf „plus 33“ Punkten gesunken.
Nach der allgemeinen Wirtschaftslage befragt, bewerten diese mit
6,5 Prozent deutlich weniger Betriebe als schlecht wie als gut (45,5 Prozent). Ebenfalls knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) bewertet die gefühlte wirtschaftliche Grundstimmung als befriedigend.
„Die derzeitige Entwicklung ist deutlich besser, als manche Krisenmeldung rund um die Eurorettung und die Finanzmärkte vermuten ließen. Es gibt daher keinen Grund zu Schwarzmalerei“, kommentierte BDS-Präsident Günther Hieber die Ergebnisse. Auch 2012 werde ein gutes Jahr, selbst wenn die außergewöhnlichen Zahlen des zurückliegenden Jahres nicht wieder zu erreichen sind. Die Politik mahnte er zu strikter Haushaltsdisziplin, damit die Ursachen der Währungskrise langfristig beseitigt würden. Von den Banken erwartet der BDS-Präsident, dass sie sich auf ihre volkswirtschaftliche Kernaufgabe, der Kreditversorgung der Unternehmen, konzentrieren und nicht ihrerseits zu einer künstlichen Verschlechterung der Konjunktur betrügen.
Im Branchenvergleich liegen erneut alle Branchen deutlich im positiven Bereich, allerdings auf unterschiedlichem Niveau. Bei Dienstleistern, Freien Berufen und im Handwerk geht die Entwicklung auf sehr hohem Niveau weiter. Vor allem die derzeitige Geschäftslage ist ausgezeichnet. In der Industrie und im Einzelhandel bleiben die Indikatoren positiv, allerdings mit deutlich rückläufiger Tendenz.
Der Studie zufolge gibt es deutliche Unterschiede im Vergleich der Unternehmensgrößen. Je größer die Unternehmen, umso besser die derzeitige Geschäftslage. Auch die Zukunftserwartungen für die kommenden Monate sind bei den großen Mittelständlern am besten, während die kleineren Unternehmen etwas weniger optimistisch sind. 43 Prozent der größeren Mittelständler mit zwischen 50 und 250 Mitarbeitern bewertet die Aussichten als gut, nur rund 4 Prozent als schlecht.
Auf dem Arbeitsmarkt konnte der Mittelstand im zurückliegenden Jahr weitere Arbeitsplätze schaffen und damit für zusätzliche Belebung des Arbeitsmarktes sorgen. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Mitarbeiterzahl reduziert haben, lag mit zehn Prozent deutlich unter der Zahl der Betriebe, deren Mitarbeiterzahl zugenommen hat (20,7 Prozent). Nur rund sieben Prozent der Befragten mussten dabei Mitarbeiter betriebsbedingt kündigen. Im kommenden Halbjahr wird die Zahl der Mitarbeiter in 80 Prozent der Betriebe konstant bleiben. Die Zahl derjenigen, die eine Reduzierung der Mitarbeiterzahl ankündigen, liegt bei unter sieben Prozent. Knapp 13 Prozent der Betriebe planen hingegen steigende Mitarbeiterzahlen. Entsprechend erwartet der Mittelstandsverband eine weitere leichte Erhöhung der Arbeitsplätze im Mittelstand, auch wenn im Vergleich zum Sommer 2011 das BDS-Beschäftigungsbarometer um sieben Punkte auf „plus 4,5 fällt. Mehr als durch die Konjunktur sieht der Verband die Entwicklung vor allem im Handwerk durch den Mangel an qualifizierten Fachkräften beeinträchtigt.
Bei den Investitionen wollen trotz des sich andeutenden Abschwungs viele Unter-nehmen im Vergleich zum letzten Halbjahr noch mal etwas zulegen. Die Zahl der Unternehmen, die ihre Investitionen ausweiten wollen, steigt von 18,1 auf 21,6 Prozent. Rund 60 Prozent der befragten Unternehmen planen, ihre Investitionen auf dem bisherigen Niveau zu halten. Das BDS-Mittelstandsbarometer „Investitionen“ steigt dadurch wieder leicht von null auf „plus 3,6“ Punkte. Soweit dies nicht durch eine zurückhaltende Kreditvergabe ausgebremst wird, deutet die gute Investitions-bereitschaft im Mittelstand auch auf eine Belebung der Binnenkonjunktur hin.
Hintergrund
Der BDS Baden-Württemberg führt seit 2001 halbjährlich eine Konjunkturumfrage unter seinen Mitgliedsbetrieben durch. An der Umfrage im Winter 2011/12 haben sich 757 Unternehmen im Zeitraum zwischen dem 26. November und 16. Dezember 2011 beteiligt. Mit dem BDS-Mittelstandsbarometer, das je zur Hälfte aus den Daten zur aktuellen Geschäftslage und den Geschäftserwartungen besteht, können die verschiedenen Jahre verglichen werden. Die ausführliche Studie zum BDS-Mittelstandsbarometer mit zahlreichen Graphiken und den statistischen Daten finden Sie zum Download unter http://www.bds-gewerbevereine.de
Der Bund der Selbständigen ist der Dachverband der Handels- und Gewerbevereine in Baden-Württemberg. Unser Ziel ist es, die berufspolitischen Interessen des selbständigen Mittelstandes vor Ort, in der Region sowie auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene durchsetzen.
Rund 17.000 Unternehmerinnen und Unternehmer, angefangen vom Freiberufler über den kleineren Betrieb bis hin zum größeren Unternehmen – egal ob aus traditionellen Handels- und Handwerksbranchen oder dem IT- oder Sensorik-, oder Hightech-Umfeld – alle vereinen sich unter dem Dach des Bundes der Selbständigen.
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