Mit leichtem Gepäck – Trend Bikepacking

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(Bildquelle: Quelle/Source [´www.ortlieb.com | Russ Roca | pd-f)

„Es reist sich besser mit leichtem Gepäck“, heißt es in einem aktuellen Chartstürmer. Das gilt auch für Radreisen. Bikepacking ist der passende Trend dazu. Immer mehr Radtouristen setzen auf diese leichte Art des sportiven Radreisens und entdecken neue Ziele. Nicht selten direkt vor der Haustür.

[pd-f/GuF] Radreisen und -ausflüge boomen seit Jahren, sie gehören zu den beliebtesten Freizeitvergnügen der Deutschen und es entwickeln sich immer neue Spielarten der Kombination aus Fahrrad und Reise – so wie aktuell das sogenannte „Bikepacking“. Die Idee ist, mit schmalem Gepäck, das mit speziellen Taschen direkt an Lenker, Sattel und Rahmen festgezurrt wird, auf Radreise zu gehen. Auf diese Weise bleibt die Zuladung leicht und das Rad lässt sich auch auf schlechten Wegen gut steuern. So ergeben sich neue Ziele: „Wald- und Wanderwege werden zu Reiserouten“, schwärmt Peter Kühn vom Radtaschenhersteller Ortlieb. Die fränkische Firma gilt als Erfinder der modernen wasserdichten Radtasche und präsentierte jüngst auf dem „Sea Otter Festival“ in den USA, einer der weltweit wichtigsten Radsportmessen, ihre erste Bikepacking-Kollektion. Mit Ortlieb greift der deutsche Marktführer für Radtaschen den Trend auf und liefert damit den besten Beweis, dass dieser aus der Nische in den Reise-Mainstream übergeht.

Bikepacking: Wurzeln im Sport

Das Format hat seine Wurzeln bei Langstrecken-Mountainbikerennen in den USA, die im „Selfsupport“-Modus gefahren werden. „Bei solchen Selbstversorgerrennen ist der Fahrer sein eigener Navigator, Monteur, Masseur usw. und er darf keine Hilfe von außen annehmen. Die langen Distanzen machen es notwendig, dass die Fahrer Schlafzeug und Verpflegung auf dem Rad unterbringen müssen und gleichzeitig nichts an Geländegängigkeit einbüßen dürfen“, erzählt Daniel Gareus vom Importeur Cosmic Sports, der mit Revelate und Salsa zwei amerikanische Pioniere der Szene in Deutschland vertreibt. Die Kombination von Radreise, sportlichem Fahrvergnügen und hohem Naturgenuss fand schnell den Weg aus dem Sport in die Freizeit, so Gareus weiter.

Geändertes Reiseverhalten

Das Reiseverhalten der Deutschen hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Aus einem zentralen langen Haupturlaub ist ein Mix aus Kurztrips und sporadischen langen Reisen geworden. Das gilt nach Meinung von Stefan Stiener, dessen Firma Velotraum einer der renommiertesten deutschen Anbieter für Reiseräder ist, auch für Radurlaube. Noch vor einigen Jahren stand hinter quasi jedem Reiseradkauf die Idee oder zumindest der Traum von einer Weltreise per Rad. Heute werden Räder auch gezielt für sporadische Kurzreisen entwickelt und gekauft. „Das Bikepacking als Idee und passende Räder wie unser ,Pilger“, Finder“ oder ,Speedster“ erschließen neue Routen für Radreisende“, ist Stiener überzeugt und berichtet von eigenen Erfahrungen: „Mit leichtem Gepäck sowie einem vielseitigen und geländegängigen Rad kann ich von den klassischen Radreiserouten auf kleinere Wege oder schlechtere Straßen abbiegen und Neues entdecken.“

Vom „9 to 5“ zum „5 to 9“

Diese erlebnis- und abenteuergetriebene Variante der Kurzreise heißt Neudeutsch „Micro-Adventure“. Einfach mal kurz ausbrechen aus den Routinen des Alltags. „Dazu passen keine langen Anreisen“, erklärt Joachim Leffler von Fahrer Berlin, einer Firma, die sich auf urbanes Radzubehör spezialisiert hat. Leffler entwickelt gegenwärtig eine Tasche zum Verpacken des Rades, die sich extrem klein verstauen lässt und damit ideal für die Anreise zum Micro-Adventure per öffentlichem Verkehrsmittel ist. Er berichtet von Berliner Radlern, die die Bahn bis zum Stadtrand nehmen und dann für eine Camping-Nacht in den Weiten Brandenburgs mit dem Rad losziehen. Solche Reisen mit nur einer Übernachtung heißen im Szenesprech „Overnighter“. Für die meisten Bikepacker gehören Lagerfeuer und spontanes Biwak dazu. Die Kombination mit einem Landgasthof ist eher seltener, hat aber ihren eigenen Reiz.

Neues Format bringt neue Ausrüstung

Die bereits erwähnten speziellen Taschen geben den bepackten Rädern eine eigenständige und markante Silhouette. Charakteristisch ist die Montage direkt ans Fahrrad ohne Gepäckträger. Die trichterförmige Satteltasche wird mit Riemen und Klettverschluss direkt an Sattelgestell und -stütze in Fahrtrichtung befestigt. „Auf diese Weise kann die Ladung frei schwingen, wenn man mal ein Schlagloch mitnimmt oder einen Absatz herunterfährt“, erklärt Kühn. Auch könne das Rad so einfacher auf schmalen Wegen gefahren oder geschoben werden als mit ausladenden breiten Packtaschen auf einem Gepäckträger. Statt eines vorderen Gepäckträgers oder einer Lenkertasche gehört eine Lenkerrolle zum Bikepacking-Setup. Die wird quer zur Fahrtrichtung unter den Lenker geschnürt. Eine Rahmentasche, die das Rahmendreieck möglichst vollständig ausfüllt, hat sich vor allem für schwere Ausrüstungsgegenstände wie Werkzeug und Kocher etabliert. Separate kleine Fächer auf dem Oberrohr, am Lenker und am Unterrohr erweitern das Ladevolumen. Rucksäcke dagegen kommen eher selten und nur als Ergänzung zum Einsatz, sodass z. B. schnell und spontan die Bekleidung an die äußeren Umstände angepasst werden kann. Die sollte im übrigen möglichst funktionell und gleichzeitigunempfindlich sein. Moderne Materialien wie Primaloft, eine im Gegensatz etwa zu Daunenfüllungen auch in nassem Zustand wärmende Kunstfaser, sorgen dafür, dass das Verlassen der Komfortzone auch in abendlich-klammer Kühle angenehm bleibt.

Kleine Fluchten bergen großes Potenzial

In der Idee der kleinen Flucht steckt mithin eine Menge wirtschaftliches Potenzial. Versierte Reiseradler wollen ihre Ausrüstung für Kurztrips optimieren und Reiseneulinge brauchen eine erste Grundausstattung. Der deutsche Bike- und Outdoorausrüster Vaude hat eigens eine Videokampagne zum Thema „5 to 9 Adventure“ initiiert. Blackburn, ein US-Anbieter von unterschiedlichstem Zubehör für Radfahrer, schickt seit 2013 jedes Jahr sechs „Blackburn Ranger“ auf große Tour, stattet sie dafür aus und berichtet multimedial über die Erlebnisse der aus hunderten Bewerbern Auserwählten. Neben den speziellen Radtaschen stehen vor allem leichte Schlafsäcke, Isomatten, Biwaksäcke oder radikal gewichtsoptimierte Zelte sowie handliche Kochausrüstung im Mittelpunkt. Gerade die leichte Schlafausrüstung sei ein besonderer Freiheitsgarant, erklärt Stephanie Herrling von Vaude: „Wer sein Quartier dabei hat, der muss nichts vorbuchen und sich nicht sklavisch an irgendeine Route halten. Und das ist genau die Freiheit, die vielen in ihrem durchgeplanten Alltag abhanden gekommen ist!“

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