Metec führt Blinde in die Windows-Welt

VR-Innovationspreis Mittelstand 2012 der Volksbanken und Raiffeisenbanken für Stuttgarter Tüftler

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(ddp direct) Uwe Grotz hat eine Vision: Blinde sollen den PC genauso gut bedienen können wie Sehende. Mit Hyperbraille ist dem Diplom-Ingenieur und Vorstand der Stuttgarter Metec Ingenieur-AG ein technologischer Durchbruch gelungen, der auf der Welt seinesgleichen sucht. Dafür wird das Stuttgarter Unternehmen mit dem VR-Innovationspreis Mittelstand 2012 ausgezeichnet, der mit 25.000 Euro dotiert ist.

Für mich ist das ein Wunderwerk an Feinwerktechnik und Softwareentwicklung, schwärmt Gerhard Roßwog, Präsident der baden-württembergischen Volksbanken und Raiffeisenbanken, die den Preis gestiftet haben. Ministerpräsident Winfried Kretschmann wird die Trophäe am 12. Juli im Rahmen des VR-Mittelstandstages in Stuttgart überreichen.

Die InnovationHyperbraille

Wenn Blinde am Bildschirm arbeiten, müssen sie heute eine kleine Lupe benutzen: Gerade 40 Zeichen können die bisherigen Systeme in die Braille-Blindenschrift übersetzen und damit fühlbar, lesbar machen ein kleiner Ausschnitt von wenigen Buchstaben aus der längst untergegangenen DOS-Welt. Keine Chance, die Windows-Welt mit ihren überlappenden Fenstern, mit Tabellen und Grafiken oder das Internet in den Griff zu bekommen, d.h., keine Chance, an einem Bildschirm qualifiziert zu arbeiten.

Hyperbraille heißt die Erfindung der Stuttgarter Metec Ingenieur-AG, die sich seit 1975 dafür engagiert, das Leben von Blinden zu erleichtern. Hyperbraille ist eine Art I-Pad für Blinde. Größer noch und deutlich dicker, denn in dem Flächendisplay sind sage und schreibe 7.200 dünne Stiftchen verborgen, die wie von Geisterhand 7.200 fühlbare Punkte auf der Oberfläche erschaffen. Die Stifte werden hochgefahren ganze 0,8 Millimeter und wieder heruntergefahren und sie bilden so die Welt eines Windows-Bildschirms ab.

Auch Kurven, Landkarten oder Formeln werden für Blinde lesbar

Jetzt entstehen ganze Textabschnitte aus der bekannten Braille-Blindenschrift, in der jeder Buchstabe aus acht Punkten gebildet wird. Vor allem aber werden mit der Erfindung der Metec auch Kurven oder Landkarten, Tabellen, mathematische und chemische Formeln oder die Formatierung von Überschriften für Blinde fühlbar dargestellt. Und nicht zuletzt können Blinde und Sehbehinderte jetzt zwischen verschiedenen Fenstern wechseln und besser im Internet arbeiten. Die Arbeit am Bildschirm bekommt eine neue Dimension durch 1.440 Sensoren, die auf dem Flächendisplay verteilt sind und auf Druck wie auf einen Doppelklick, ein Scrollen oder ein Zoomen reagieren.

Dahinter steht eine hochkomplexe Software, die die Inhalte eines Office-Programmes oder eines Internet-Explorers von der Bildschirmauflösung auf eine Auflösung von 60 mal 120 (= 7.200) Punkten auf Hyperbraille reduziert. Die Herausforderung lag auf beiden Seiten, so Volker Hantschel, der bei der Metec für die Software verantwortlich ist: Bei der Frage, wie ein Windows-Bildschirminhalt in die Welt eines Blinden übersetzt werden kann, und wie die notwendigen Informationen den Microsoft-Programmen entlockt werden können.

Die Metec Ingenieur-AG

Seit 2002 wurde an der Idee gearbeitet, berichtet Metec-Vorstand Uwe Grotz. Das IMS-Chips, Institut für Mikroelektronik Stuttgart, das Institut für Informatik der Uni Potsdam, das Institut für angewandte Informatik der TU Dresden und die F.H. Papenmeier GmbH & Co. KG, Schwerte, sind Projektpartner; das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie hat die Entwicklung mit 4,1 Mio. Euro gefördert. Die ersten sechs Geräte sind bei den Projektpartnern im Einsatz; die Metec will jetzt Pilotarbeitsplätze in großen Firmen oder an Unis installieren. Ein Arbeitsplatz mit Hyperbraille kostet derzeit 49.000 Euro. Wir hoffen, dass sich die Arbeitsagentur hier engagiert.

Der Umsatz der nicht-börsennotierten Metec AG lag zuletzt bei ca. 2,1 Mio. Euro; 23 Mitarbeiter werden beschäftigt. Montiert wird in der Hasenbergstraße im Stuttgarter Westen. Weltweit gibt es vier Hersteller auf diesem Markt. Die Stuttgarter bieten mit Hyperbraille nun die einzige Lösung, mit der grafische Strukturen ertastet werden können und die mit Touch-Screen-Funktionen ausgestattet ist.

Volksbank Stuttgart eG begleitet Hyperbraille

Wir freuen uns, dass unsere Kunden mit neuen Ideen erfolgreich sind und wir sie als langjähriger Geschäftspartner bei ihren Bemühungen unterstützen können, so Hans R. Zeisl, stellvertretender Vorstandssprecher der Volksbank Stuttgart eG und zuständig für das Firmenkundengeschäft. Die Volksbank Stuttgart eG begleitet die Entwicklung von Hyperbraille seit dem Jahr 2006. Zeisl hofft aber auch, dass durch die pauschale Erhöhung der Eigenkapitalanforderungen für Kreditinstitute im Rahmen von Basel III die Begleitung von innovativen Vorhaben nicht unnötig erschwert wird.

Details zum VR-Innovationspreis

Die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg hatten den VR-InnovationsPreis Mittelstand für 2012 zum zwölften Mal ausgeschrieben. Der Preis stand erstmals unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

Ausgezeichnet werden technische Innovationen, neue Ideen für das Marketing oder die Personalentwicklung sowie vorbildliche Lösungen in der Unternehmenskooperation. Maßgeblich für die Prämierung ist neben der kreativen Leistung der bereits realisierte unternehmerische Erfolg bzw. das zukünftige Marktpotenzial. Teilnehmen können mittelständische Unternehmen mit Sitz in Baden-Württemberg, die maximal 100 Mio. Euro Umsatz machen und höchstens 500 MitarbeiterInnen beschäftigen.

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=== Metec führt Blinde in die Windows-Welt (Bild) ===

Die Stuttgarter Metec Ingenieur-AG kann mit Hyperbraille auch Kurven oder Landkarten, Tabellen, mathematische und chemische Formeln für Blinde fühlbar darstellen. Damit öffnen sich für Blinde und Sehbehinderte neue Berufsfelder. Die Metec erhält dafür den VR-Innovationspreis Mittelstand 2012.

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