Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Druck auf die Ukraine im Fall der ehemaligen ukrainischen Regierungschefin Julia Timoschenko erhöht. Merkel drohte dem Land an, unter Umständen von einem Besuch der Fußball-Europameisterschaft in gut sechs Wochen abzusehen. Bei Gesprächen zwischen Kanzleramts-Vertretern und ukrainischen Regierungsvertretern in Berlin wurde klar, dass ein EM-Besuch der Kanzlerin keineswegs gesichert sei.
Die rechtsstaatlichen Entwicklungen in der Ukraine würden laut Merkels Sprecher in ihre Überlegungen „mit einfließen“. Auch andere Politiker wollen mit ihrer Abwesenheit bei der Veranstaltung deutliche Kritik nach außen tragen. Während Grünen-Chefin Claudia Roth sich einige EM-Spiele in der Ukraine anschauen wollte, werde sie dies „nun nicht tun“. Auch Innenminister Hans-Peter Friedrich stellte an sein Kommen eine Bedingung: „Sollte Frau Timoschenko bis dahin noch in Haft sein, möchte ich mit ihr sprechen.“ Zuvor hatte bereits Bundespräsident Joachim Gauck eine Reise in die Ukraine abgesagt. Der Entschluss wurde in Deutschland einhellig positiv aufgenommen. Außenminister Guido Westerwelle bot erneut an, Timoschenko in Deutschland behandeln zu lassen.