Die Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch empfindet angesichts der stets hohen Erwartungshaltung eine schlechtere Phase möglicherweise als „heilsam“. „Durch die Erfolge der vergangenen Jahre haben alle – auch ich selbst – eine andere Erwartungshaltung. Da ist man plötzlich mit einem dritten Platz nicht mehr zufrieden“, so die Sportlerin im Interview mit dem Frauenmagazin „Emotion“ (Ausgabe 02/2012).
In dieser Situation bringe eine weniger erfolgreiche Phase alle auf den Boden der Tatsachen zurück. „Es geht eben nicht immer alles so leicht, das muss man sich gelegentlich vor Augen halten“, so die Skirennläuferin, die in der aktuellen Weltcup-Saison bisher keine Triumphe feiern konnte. Ihre Lebensmaxime: „Siege sind schön und wichtig. Am Ende zählt jedoch, dass man bei allem, was man tut, seinen Werten treu bleibt und selbst aus Niederlagen etwas für sich gewinnt.“ Die Doppel-Olympiasiegerin weiß, dass auch ihre Karriere endlich ist. „Das ist schon ein komisches Gefühl. Ich bin jetzt mehr als ein Jahrzehnt dabei, lange Zeit denkt man, das geht immer so weiter. Aber als ich 2005 so schwer verletzt war, habe ich mir zum ersten Mal Gedanken darüber gemacht, was danach kommen könnte“, erzählt die 27-Jährige. „In den vergangenen zwei Jahren kamen die Gedanken immer mal wieder zurück. Doch nun habe ich ja meinen Traummann gefunden, mit ihm zusammen freue ich mich auch auf die Zeit danach“, so Maria Höfl-Riesch, die im April 2011 ihren Manager heiratete. Besonders freut sich die Neu-Kitzbühlerin darauf, dann „nicht mehr ständig reisen zu müssen, nicht mehr ständig weg zu sein von daheim.“ Ihr `Winter` dauert von Sommer bis März. „Wenn es das erste Mal über 25 Grad warm ist und die anderen an den See gehen, muss ich wieder meine Skisachen aus dem Keller holen. Das ist mühsam, da denkt man: Es ist Juli und ich gehe zum Skifahren, das ist doch Irrsinn!“ Ob sie bei ihren Plänen für ein Leben nach dem Spitzensport auch an Kinder denke? „Ganz klar“, so Höfl-Riesch. „Es war mein Traum, den Richtigen zu finden, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Die Ehe gehört dazu, finde ich.“ Im Sport ist sie auf Wettkampf gepolt. Doch als gesellschaftliches Phänomen, bewertet Maria Höfl-Riesch das weibliche Konkurrenzstreben kritisch. „Ich würde schon sagen, dass im Berufsleben bei Frauen der Neidfaktor größer ist als bei Männern. Das wird auch ganz schön angeheizt: Frauen sollen immer besser werden, noch höhere Schuhe anziehen, noch schlanker und hübscher sein. Unter so einem Druck wächst schwer bedingungslose Solidarität“, sagt die Skirennfahrerin, die auf der Piste auch gegen ihre Schwester Susanne Riesch und ihre Freundin Lindsey Vonn antritt. „Wenn es hart auf hart kommt, ist jede sich selbst die Nächste“, weiß Höfl-Riesch.