Der Maler Günther Uecker hat erstmals über traumatische Erfahrungen seiner Kindheit und Jugend gesprochen, die für sein späteres Kunstschaffen prägend gewesen sind. Uecker, der als kleiner Junge intensiv zu zeichnen begann, sagte in der Mai-Ausgabe des „Zeit“-Magazins „Weltkunst“, wie er von seinem Vater dafür verhöhnt, geschlagen und schließlich in ein Heim gesteckt wurde, weil sich so etwas für einen Bauernsohn nicht schickte. Ausführlich kommen auch die erschütternden Ereignisse vom Sommer 1945 zur Sprache.
Der damals 15-jährige Uecker wurde von der russischen Armee gezwungen, tagelang angeschwemmte Leichen auf der Halbinsel Wustrow zu verscharren. Sie stammten von dem versenkten Häftlingsschiff „Kap Arkona“. „Diese Bilder sind in mir gegenwärtig. Ich habe lange kaum erzählen können, was ich damals am Strand gemacht habe, weil das so sprachlos ist. Das Erbrechen hört irgendwann auf, eine Erregtheit ist da, wie von einer anderen Welt, in die man eingetaucht ist und die man heute nekrophil nennen würde. Es ist die Anwesenheit von Verwesung – ein Menschenbild“, beschreibt der Maler das Erlebte schonungslos. Nach vielen Jahrzehnten ist Uecker an den Strand von Wustrow zurückgekehrt, um die Ereignisse, für die er immer noch nach den richtigen Worten sucht, ästhetisch zu verarbeiten. „In meinen Bildern kann ich das zum Ausdruck bringen. Und so habe ich diese Stellen am Strand mit den Tüchern bedeckt und diese Bilder dort gemalt“, sagte Uecker im Gespräch mit Wolfgang Büscher.