Shanghai ist eine moderne Weltstadt. Und in einer solchen darf – genau wie in Paris, London, Berlin oder New York – ein Künstlerbezirk nicht fehlen. Seit 2000 befindet sich dieser in Shanghai in der Moganshan Road Nummer 50 oder, wie der „Kosename“ des Bezirks heute lautet, M50. Dabei wissen viele Einwohner Shanghais überhaupt nicht, welches kulturelle Kleinod sich hier verbirgt. Denn von Außen stellt sich M50 lediglich als eine Reihe alter und abgenutzter Fabrikhallen dar, die sich noch immer im Besitz von Shangtex, einer staateigenen Textilgruppe welche diese Fabriken einst nutze, befindet.
Die Geschichte von M50 begann im Jahr 2000. In diesem Jahr mietete der ortsansässige Künstler Xue Song hier ein Atelier. Sein Beweggrund war zunächst weniger der Charme der Gebäude oder die Lage, sondern vor allem die besonders preiswerte Miete. Denn zu dieser Zeit hatte praktisch niemand Interesse daran, sich in der Moganshan Straße 50 einzumieten. Schließlich stammen die einst leerstehenden Fabrikhallen aus den 1930er bis 1970er Jahren, was die insgesamt 41000 Quadratmeter seinerzeit nicht unbedingt zu einer begehrten Immobilie machte. Doch schon bald folgten auf Xue Song weitere lokale Künstler, wie beispielsweise Ding Yi, Qu Fengguo und Wang Xingwei. Das Schicksal der alten Fabrikhallen hatte sich grundlegend gewandelt.
So entstand im Laufe der Jahre an den Ufern des Suzhou Flusses nach und nach eine moderne und internationale Künstlerkolonie. Heute haben über 130 Künstler aus 17 Ländern, unter anderem natürlich China, aber auch England, Frankreich, Israel, Italien, Kanada, Norwegen und der Schweiz, sich in M50 niedergelassen. Und oft wird M50 heute mit dem Künstlerbezirk „Soho“ in New York und der „798 Art Zone“ in Hong Kong verglichen. Auch hier wird das städtische Zentrum für Kultur und Kunst von der jeweiligen Regierung gefördert, Künstler aus aller Welt treffen aufeinander und es ergeben sich nicht selten faszinierende Synergien.
Wer bereits auf den Geschmack gekommen ist und M50 einmal selbst erleben möchte, kann dies bei einer Chinareise, die nach Shanghai führt, jederzeit tun. www.china-entdecken.com steht natürlich bei der Reiseplanung gerne mit Rat und Tat zur Seite. So ist ein Besuch von M50 kein Problem. Denn sowohl große, als auch kleine Gallerien, Studios, Design-Agenturen und andere Unternehmen im Bereich Design, Kunst und Kultur stehen in M50 der Öffentlichkeit offen und können jederzeit besucht werden. Viele Touristen nehmen dieses Angebot gerne an und auch für Kunststudenten ist M50 eine beliebte Anlaufstelle. Und sicherlich wurde M50 nicht ohne Grund vom Time Magazine zu einer der 10 Sehenswürdigkeiten, die jeder in Shanghai einmal besuchen sollte, benannt.
So verbindet M50 das „alte“ und das „moderne“ Shanghai auf ganz natürliche Weise miteinander. Denn die abgenutzten Fabrikgebäude in der Moganshan Straße Nr. 50 sind Zeitzeugen der Geschichte Shanghais, während die aus sich selbst heraus gewachsene internationale Künstlerkolonie moderne urbane Kultur und Entwicklung verinnerlicht.
Markus Bo
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