Löwenknochen für die chinesische Medizin

Asien rottet Afrikas Großkatzen aus

showimage Löwenknochen für die chinesische Medizin

Aus ihm werden Produkte für die Traditionelle Chinesische Medizin hergestellt

Der Verdacht bestand schon lange: Nachdem der Tiger als Lieferant für Produkte der traditionellen chinesischen Medizin fast ausgerottet ist, haben asiatische Händler die nächste Raubkatze im Visier: den Löwen. Seine pulverisierten Knochen gelten als Allheilmittel, genau wie der daraus hergestellte „Löwenwein“. Wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit fehlen gänzlich.

Besonders dramatisch ist das, weil die Löwenpopulation in nur wenigen Jahrzehnten um 90% eingebrochen ist: von 200.000 Tieren in den 70ern auf heute gerade mal 20.000.
Nach Informantenberichten der südafrikanischen Zeitung mail & guardian wird der Handel mit Löwenknochen durch Verbrechersyndikate aus Fernost organisiert. Sie machen gemeinsames Geschäft mit afrikanischen Farmern, Transporteuren, Jagdfarmen und Löwenzüchtern.
Das Prinzip: Südafrikanische Farmen werden nach und nach aufgekauft, so dass sich mittlerweile ein 200 Farmen umfassender Schmugglerkorridor vom südlichen tierreichen Botswana bis über die Grenze in die südafrikanische Provinz Northern Cape erstreckt.
Die getöteten Löwen stammen von Jagdfarmen, die Löwenzucht betreiben, um die Tiere dann beim so genannten „canned hunting“ (übersetzt „Gatterjagd“) reichen Jagdtouristen zum Abschuss anzubieten. Daneben, so mail & guardian, mehren sich auch Hinweise, dass nicht nur gezüchtete, sondern auch wilde Löwen nach Asien exportiert werden.

Um die getöteten Löwen, deren Knochen und Felle illegal über die Grenze zu bringen, arbeiten die Kartelle mit Viehtransporteuren zusammen: Sie verstecken die toten Raubkatzen inmitten hunderter Ziegen auf doppelstöckigen Viehtransportern, die dann ungehindert die Grenze passieren.
Weder die botswanischen, noch die südafrikanischen Behörden zeigen sich wirklich besorgt über diesen kriminellen Handel. Außer einigen wenigen Festnahmen kleiner Hintermänner an den Grenzen ist nicht viel passiert. Sie berufen sich darauf, dass das Geschäft mit Löwenknochen von gezüchteten Löwen die Wildtierbestände keinesfalls bedroht.

Dem widersprechen Artenschützer: Ein wilder Löwe, dessen Skelett übrigens umgerechnet rund 10.000 Euro bringt, gilt in den Augen mancher, auf die chinesische Heilmedizin vertrauender, Asiaten als „potenter“ und somit wertvoller. Niemand wisse, woher die Tiere wirklich kommen. Insider berichten von wildlebenden Löwenbabies, die der säugenden Mutter entrissen werden, wenn diese zum Wasserloch trinken gehen, ebenfalls wollen sie den Schmuggel von Geparden, Leoparden und Hyänen beobachtet haben.

Wie viele Löwen dem Handel zum Opfer fallen, ist unbekannt, doch offizielle Zahlen des südafrikanischen Umweltdepartements belegen, dass der Export von Löwenprodukten seit 2009 um 150% gestiegen ist – wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß niemand.
Fakt ist, dass die Löwenknochen mittlerweile in asiatischen Apotheken angekommen sind. Belinda Wright, Direktorin der Wildlife Protection Society of India (WPSI) bestätigt dem SAVE Wildlife Conservation Fund auf Nachfrage, dass in asiatischen Apotheken nun ganz legal und offiziell pulverisierte Löwenknochen erhältlich sind. Sie ist überzeugt, dass Löwenknochen mittlerweile als Ersatz für Tigerknochen für TCM dienen. Dieser Handel ist in China völlig legal.
Artenschutzorganisationen wie SAVE befürchten schon länger den Ausverkauf von Afrikas Wildnis an den asiatischen Medizinmarkt. Löwenschützer sagen den großen Raubkatzen im südlichen Afrika das endgültige Aussterben binnen 10-12 Jahren voraus, wenn dieser kriminelle Handel nicht umgehend gestoppt wird. Sie versuchen nun, Druck auf die Regierungen auszuüben, dieses Problem nicht weiter zu bagatellisieren, sondern in seiner ganzen dramatischen Dimension anzuerkennen und zu handeln.

SAVE Wildlife Conservation Fund ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Wülfrath, die sich gezielt für die globale und nachhaltige Förderung des Natur- und Artenschutzes einsetzt. Hauptschwerpunkt sind bedrohte afrikanische Wildtiere.

Kontakt:
SAVE Wildlife Conservation Fund
Lars Gorschlüter
Dieselstrasse 70
42489 Wülfrath
02058 – 78 82-20
l.gorschlueter@save-wildlife.com
http://www.save-wildlife.com