Marcel Reich-Ranicki, Literaturkritiker und Holocaust-Überlebender, hält Günter Grass nicht für einen Antisemiten. Das zeige sich an Grass` literarischen Werken. „Dafür, dass Grass schon immer ein Antisemit war, gibt es keine Spuren – nichts“, sagt Reich-Ranicki in einem Filmbeitrag für die Sendung „Günther Jauch“ (ARD).
Als antisemitisch kritisiert Reich-Ranicki aber das Gedicht „Was gesagt werden muss“ von Grass. „Er hat den Antisemitismus ganz klar geboten“, sagt Reich-Ranicki. „Das hat er ein bisschen zu stark gemacht, damit hat er den Skandal erst hervorgerufen.“ Filmregisseur Volker Schlöndorff geht seinerseits davon aus, dass Grass die heftigen Reaktionen auf seine israel-kritischen Verse einkalkuliert hat. „Nach dem ersten Aufschrei und der Ablehnung wird jetzt eine Debatte geführt – wahrscheinlich in dem Sinne, den er gewollt hat“, sagt Schlöndorff in einem Interview für die Sendung. Schlöndorff, der 1979 bei der Verfilmung von Grass` gleichnamigen Roman „Die Blechtrommel“ Regie führte, betont: „In keinem der Grass-Bücher, die ich Wort für Wort, Zeile für Zeile auseinandergenommen habe, sehe ich irgendwo Antisemitisches.“