Kulturlandschaft in frischen Farben

Der Lago Maggiore macht sein kulturelles Angebot für die Zukunft stark

Bis zur Expo 2015 will die piemontesische Provinz Verbano Cusio Ossola im Nordwesten des Lago Maggiore ihr kulturell-historisches sowie ihr natürlich-landschaftliches Erbe mächtig aufwerten. Un Paesaggio a colori heißt der Strategieplan des dahinter stehenden Projekts, mit dem ein dichtes Netzwerk aus Kultur- und Naturressourcen gespannt werden soll. Oberstes Ziel dabei ist die Stärkung der touristischen Anziehungskraft der Provinz VCO (kurz für Verbano Cusio Ossola) – und die damit einhergehende Förderung der Wirtschaft. Diverse fachkundige Arbeitsgemeinschaften haben bislang sechs Themen- bzw. Tätigkeitsbereiche ausfindig gemacht, die für das Gebiet als identitätsstiftend gelten: Wasser, Blumen, Gestein, Kunst und Glauben, Berge sowie Geschichten, Legenden und Traditionen. Im Dezember 2012 wurde der Strategieplan in Fondotoce-Verbania vorgestellt, seine mittelfristigen Ziele sollen im Laufe der nächsten Jahre verwirklicht werden.

Doch ist Un Paesaggio a colori bei weitem nicht nur Zukunftsmusik: an drei Orten wurde das Projekt bereits in die Tat umgesetzt – in den ossolanischen Gemeinden Piedimulera und Varzo sowie in Baveno direkt am Lago Maggiore. In Piedimulera handelt es sich um die bislang geleisteten Restaurierungsarbeiten an einem fünfstöckigen Wohnturm aus der Renaissance – einst Statussymbol des vermögenden Piedimulesen Desiderio Ferreri. Für den norditalienischen Raum ist dieser 1597 fertiggestellte Geschlechterturm einzigartig, Besucher können einige seiner kunstvoll dekorierten Räume inzwischen wieder besichtigen.

30 km weiter nördlich in Varzo folgte im letzten Oktober eine Ausstellung anlässlich des 100jährigen Jubiläums der Fabbrica Galtarossa den Prinzipien des Strategieplans. Ein halbes Jahrhundert lang war die Fabrik zur Verarbeitung von Kalziumkarbid (Leuchtstoff, der in den Grubenlampen der Bergleute Verwendung fand) einer der wichtigsten Arbeitgeber im Divedrotal. Alte Bilder, Urkunden, Gegenstände und Manufakturen wurden in Varzos Granitturm ausgestellt, um vom alltäglichen Leben der Arbeiter und vom Einfluss der Fabrik auf das gesamte Gebiet zu erzählen.

Ähnlich bedeutsam waren die Steinbrüche von Baveno. Ihr berühmter rosafarbener Granit findet sich in zahlreichen kirchlichen Bauten rund um den Lago Maggiore, ja sogar in der Fassade des Mailänder Doms. Mit dem neuen Museum GRANUM – Museo del Granito Rosa di Baveno – wird dem rosafarbenen Urgestein ein Denkmal gesetzt. Doch nicht nur ihm – auch die anderen Gesteinsarten der Provinz VCO werden hier auf ansprechende, interaktive Weise vorgestellt. Untergebracht ist GRANUM im ehemaligen Palazzo Pretorio, der sich, mittlerweile restauriert, neben Bavenos Pfarrkirche erhebt.

28 Museen, 15 herausragende Kulturereignisse und 26 Bibliotheken – das sind nur einige Zahlen des Kultursystems der Provinz VCO, das zusammengenommen ca. 130 Mio. Euro wert ist und knapp 10 % der hiesigen Arbeitsplätze stellt. Dieses System zu stärken und seine einzelnen Komponenten miteinander zu verbinden, ist das Ziel von Un Paesaggio a Colori. Unterstützt wird der Strategieplan, der im Übrigen als Wegweiser für weitere Provinzen dienen soll, auch von der Stiftung CARIPLO in Mailand. Seine Verfasser sind das Zentrum für lokale Wirtschaft an der Università Cattolica in Piacenza, die Handelskammer VCO und die örtliche Tourismuszentrale. Bei der Ausarbeitung des Plans wurde auf eine breite Beteiligung unterschiedlichster Interessengruppen und der jungen Bevölkerung hingewirkt. In den kommenden Jahren besteht die Aufgabe nun darin, innerhalb der oben genannten Themen- und Tätigkeitsbereiche gut zueinander passende Veränderungen vorzunehmen. Zu den unterschiedlichen Initiativen zählen u.a. die Instandhaltung und der Wiederaufbau von historischen Villen und Parks, die Erweiterung des Angebots von Sportevents am See und in den Bergen, die Aufwertung der musealen Zugpferde sowie der religiösen Stätten im Gebiet, die Förderung lokaltypischer Produkte und Kulturveranstaltungen sowie die Verwirklichung von Themenwegen, welche die Legenden und Geschichten der Region wieder aufleben lassen.