Konzentration – warum Kinder nicht lernen!

So könnte eine typische Situation konzentrationsschwacher Kinder bei einer Untersuchung sein: „Ich will aber nicht mehr“, sagt ein kleines Mädchen zu ihrer Mutter. „Immer diese blöden Vokabeln, und so viele!“ Die Mutter schaut nur ratlos zu der medizinisch-technischen Assistentin, zu der die beiden schließlich den Weg gefunden haben, um ihr Problem zu lösen. Dabei hat das Kind hat keine zwei Minuten gelernt, und die Vokabeln, die es in der Schule aufbekommen hat, haben einen Umfang von nicht mehr als einer Viertel Seite des Schulbuches. Die Assistentin ist jedoch weniger erstaunt als die Mutter, die in einer logopädischen Praxis den Aufmerksamkeits-Belastungs-Test durchführt. Denn ihre Erfahrungen sind, dass Kinder zunehmend nicht mehr ihre Aufmerksamkeit fokussieren können.“

Konzentration ist das Vermögen des Gehirns, über einen längeren Zeitraum die Aufmerksamkeit zu binden und auf einen festgesteckten Bereich aus der Wahrnehmungsumgebung der Person zu fixieren. Das oben angeführte Beispiel des Konzentrationsvermögens spricht Bände, wie es zur Zeit mit Konzentrationsfähigkeit vieler Kinder bestellt ist. Mit der Zunahme digitaler Medien in den letzten Jahrzehnten, wie wissenschaftliche Studien aus den entsprechenden Zeiträumen immer wieder belegen, hat sich das Vermögen der Konzentration um ein Vielfaches reduziert.

Viele Wissenschaftler, darunter das renommierte Max-Planck-Institut für Neurowissenschaften, forschen nach den Zusammenhängen und Ursachen von Konzentrationsvermögen und ihrer Schwächung. Allerdings sehen einige Forscher durchaus positive Signale aus der Kinderwelt kommen. Denn Kinder sind von ihren natürlichen Anlagen her so ausgerichtet, dass sie sich in alle Lebenssituationen und Umfelder einrichten können. Die Evolution macht daher auch vor Schulen und Kindergärten nicht halt, weil das Kultusministerium so entschieden hätte. Die Jungen lernen, auf die neuen Anforderungen zu reagieren. Das bedeutet aber auch, dass der institutionelle Rahmen und die Eltern deutlicher auf die Reaktionen der Kinder achten müssen. Denn diese zeigen mit ihrem Verhalten, wenn etwas nicht stimmt.

Die Anforderungen durch Schule, Hobby etc. sind in unserer schnelllebigen Zeit rasanter gewachsen, als es die ältere Generation noch kannte. Früher war es ganz normal, eine oder zwei Schulstunden ruhig zu sitzen. Leise zu sein, ein Buch zu lesen, zuzuhören, sich den gesamten Arbeitstag auf eine einzige manuelle Tätigkeit zu konzentrieren, das alles war nichts Besonderes. Doch Fernsehen, Computer, Handy und Gaming haben unser Leben so schnell verändert, dass die Kinder Schwierigkeiten haben, alle Bereiche intensiv zu erfahren. Eine Folge davon ist, dass die Konzentrationsfähigkeit stark abgenommen hat. Diese Abnahme der Konzentration ist eben eine natürliche Reaktion auf die Reizüberflutung, denn nur so wird gewährleistet, den schnellen und permanent wechselnden Bildströmen und Medieninhalten gerecht zu werden. Aus der lesenden Gesellschaft ist schon längst die „Generation Zapping“ geworden.