Konkurrenz belebt nicht immer das Geschäft

Der Wechsel von Klaus Allofs zu einem direkten Wettbewerber wirft aus personalwirtschaftlicher Sicht kein gutes Licht auf die Bundesliga

Hamburg, 20.11.12 – Das mediale Gewitter rund um Klaus Allofs und den VfL Wolfsburg ist diese Woche noch im vollen Gange, aber es fällt auf, dass ein Aspekt kaum im Fokus steht: Von einem Tag auf den anderen wechselt der Geschäftsführer eines Wirtschaftsunternehmens – denn Bundesligisten sind ja längst keine Vereine mehr – zur unmittelbaren Konkurrenz und nimmt sämtliches Insiderwissen mit: über aktuelle Spielerverträge, Sponsorenkontakte und Zukunftsstrategien. Neben diesem Schaden steht Werder Bremen auch vor dem Problem, ohne jede Übergangsfrist einen Nachfolger zu finden und sieht die gesamte Jahresplanung über den Haufen geworfen.

„Ein Wechsel in dieser Art und Weise ist in der freien Wirtschaft natürlich alles andere als gang und gäbe“, erklärt Stefan Martens und widerspricht damit VW-Vorstand Stephan Grühsem. Der Geschäftsführer der Martens & Partner Personalberatung hat sich auf die Suche und Auswahl von Führungskräften in nationale und internationale Konzerne spezialisiert und gilt insbesondere als Experte zum Thema des zeitgemäßen Vorstandsvertrages. Dabei geht es dem Personalberater weniger um Fair Play, wie er ja von Spielern gern gefordert wird, sondern um knallharte Fakten. Die aktuelle Studie „Der zeitgemäße Vorstandsvertrag“ von Martens und Partner zeigt die komplexen Regelungen zu befristeten Verträgen, Kündigungsfristen und Wettbewerbsverboten, denen Führungsfunktionen in der Regel unterworfen sind. So beinhalten 20% der Vorstandsverträge deutscher Aktienunternehmen eine Klausel, die dem Vorstand selbst nach Beendigung des Vertrages den Wechsel zu einem direkten Konkurrenten verbietet. Die Frist gilt durchschnittlich für 15 Monate. Ein solch unvermittelter Wechsel aus einem laufenden Vertrag heraus ist für Vorstände im Normalfall natürlich nicht machbar.

Probleme sieht Stefan Martens neben dem Insiderwissen, das mit dem Geschäftsführer zum Konkurrenten geht, insbesondere in der geschädigten Glaubwürdigkeit aller Beteiligten. „Wenn ich als Geschäftsführer 13 Jahre lang zu einem Konzern stehe, kann ich nicht in der nächsten Woche die Fahne für den Wettbewerber hochhalten.“ Sicherlich ist es wegen der speziellen Wirtschaftssituation vom VfL Wolfsburg Klaus Allofs´ kleinstes Problem, dass er von jetzt an die Sponsoren überzeugen muss, lieber auf das andere „W“ zu setzen. Aber Geschäftspartner, Kunden (in diesem Fall die Fans) und Mitarbeiter (die Spieler) wissen nun, dass sie sich im Ernstfall auf ein Wort von Klaus Allofs nicht verlassen dürfen. „Was passiert, wenn in Zukunft ein Spieler oder der Trainer zu Allofs kommt und wechseln will?“ Zusammengefasst ist dieser Schritt sicher kein glückliches Ende der „hire-and-fire-Ära“ unter Felix Magath. Auf der anderen Seite ist der große Verlierer natürlich Werder Bremen, denn auch für Allofs´ ehemaligen Arbeitgeber wird es nun schwer, sich gegenüber Geschäftspartnern, Fans und Mitarbeitern als verlässlicher Partner zu präsentieren.

Ein Wunsch nach beruflicher Veränderung ist – gerade aus Sicht eines Personalberaters – natürlich verständlich. Aber die Art und Weise des Wechsels hätte durch eine professionelle Beratung besser gestaltet werden können. Moderner Fußball bedeutet ja vor allem, dass sich die Vereine in den letzten 20 Jahren zu Wirtschaftsunternehmen entwickelt haben. In Fragen des Personalmanagements sollte sich die Bundesliga aber dringend weiter professionalisieren.