Auf den Spuren Napoleons spielt sich ein Karnevalsspektakel ganz besonderer Art ab, die Coumba Freida, am Großen San Bernardino im italienischen Aostatal, vom 12. Januar bis zum 5. März. Und das ist nur einer der vielen Karnevalsbräuche der kleinen alpinen italienischen Region.
Karneval in den Alpen, das hat eine archaische Tradition, voller mystischer Gestalten in prächtigen, alten Masken und Kostümen. Auch in der kleinen italienischen Region Aostatal, im Nordwesten der Hochalpen, ist dieser Brauch tief verwurzelt.
Eine einzigartige und bunte Kuriosität im Karneval ist die legendäre Coumba Freida, die vom 12. Januar bis zum 5. März gefeiert wird, und zwar am Fuße des Großen Sankt Bernhard, italienisch Gran San Bernardo. Hier hat die Geschichte eine besondere Tradition etabliert: Im Mai 1800 führte Napoleon 40.000 Mann durch dieses Tal auf einen Feldzug. Und wahrscheinlich dürfte dieses große Aufgebot an Menschen, die über den Pass kamen, die Einheimischen derart beeindruckt haben, dass sie es mit ihren Karnevalsbräuchen verwoben.
So sind in den Dörfern am Fuße des Gran San Bernardo während des närrischen Treibens die landzette unterwegs, in farbenfrohen Kostümen und mit überbordenden Mützen, die tatsächlich an napoleonische Uniformen erinnern. Fein bestickt mit Glasperlen und Pailletten (bis zu 30.000 pro Kostüm) sowie mit kleinen Spiegeln besetzt, die das Licht reflektieren und die bösen Geister blenden und verscheuchen, ziehen sie durch die Gassen. Zu den aufwändigen, auch heute noch liebevoll von Hand gefertigten Kostümen gehört selbstverständlich auch eine große, oft mit Blumen reich dekorierte Mütze. Die Gesichter der landzette sind ganz von einer Maske verdeckt. Als Reste einer archaischen Kultur tragen sie einen Pferdeschanz in der Hand, mit dem sie durch die Luft wirbeln, und Glocken am Gürtel.
Wer ihnen begegnet, sollte sich einfach von ihnen mitreißen lassen und die heitere Stimmung genießen, die sie verbreiten. Sie defilieren durch die Straßen, von Haus zu Haus, wo sie manchmal mit einem Happen oder einem guten Tropfen bewirtet werden; immer angeführt von der fröhlichen Benda, einer Maskerade von Musikanten, bei der auch der Harlekin mit seiner Begleiterin, der Teufel, und nicht zuletzt der Bär als Frühlingssymbol, wenn er aus dem Winterschlaf erwacht, nicht fehlen.
Gelegenheiten gibt es am Fuße des Gran San Bernardo viele. In diesem Jahr in Ollomont am 12. Januar, in Valpelline am 19. Januar, in Bionaz am 2. Februar, in Allein vom 9.-10. Februar, in Étroubles vom 28. Februar – 1. März, in Gignod vom 2. – 5. März, in Saint-Oyen am 2. März, in Roisan am 2., 4. und 5. März, in Doues vom 3. – 5. März, in Saint-Rémy-En-Bosses am 3. und 5. März. Nur hier übrigens führt Napoleon persönlich den Zug an.
Und wer außerhalb der Karnevalssaison ins Aostatal kommt, dem sei unbedingt ein Besuch des kleinen Museums in Allein, Meison di Carnaval de la Coumba Freida, empfohlen, wo die Gefühle dieser Feierlichkeiten liebevoll in Szene gesetzt werden. Viele weitere quirlige Arten, den Karneval zu feiern, gibt es überall im Aostatal. Da ist der historische Umzug am 12.1. in Verrès, die Rückkehr der weißen Dame in Breuil-Cervinia am 28.2. und 8.3. und nicht zuletzt das große Historienspektakel vom 28.2. – 6.3. in Pont-Saint-Martin, in dem phantasievoll mit den alten Römern, St. Martin und einem spektakulären Feuerwerk über der malerischen Römerbrücke diese Zeit begangen wird.
Doch zurück zur Coumba Freida. Der Name bedeutet in etwa „kühles Feld“. Die Berge forderten den Menschen traditionell viel ab, auch in der Landwirtschaft. Um so ausgelassener versteht man hier zu feiern und zu genießen. Und dazu gehört gutes Essen mit gutem Wein. Neben den zu Karneval üblichen vielfältigen Gebäckarten und den gerade in den Bergen so beliebten leckeren Polentavariationen wartet das Aostatal mit besonderen Köstlichkeiten auf. An einem Stück Schinken Jambon des Bosses DOP, mit Kräutern gewürztem Speck Lard d’Anard DOP, oder am exzellenten Roh- und Vollmilchkäse Fontina DOP kommt kein Besucher vorbei.
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