Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat seine Kritik an den Katholikentagen bekräftigt. In einem Interview der „Kölnischen Rundschau“ und des Bonner „General-Anzeigers“ sagte er: „Katholikentage sind nicht mehr das, was sie mal waren.“ Es fehle „die katholische Mitte, bei der man die Verbundenheit und Einheit von Papst, Bischof, Priestern und dem Volk Gottes spürt.“
Der Katholikentag, der am heutigen Dienstag in Mannheim beginnt, steht unter dem Motto „Einen neuen Aufbruch wagen“. Der 78-Jährige dazu: „Nicht die Kirche, die Gläubigen müssen aufbrechen. Die Kirche muss sich wieder an die Straßen stellen. Was hindert junge Christen daran, in die Fußgängerzonen zu gehen und die Bibel zu verschenken? Es muss eine Lust sein, katholisch zu sein.“ Meisner warnte zudem vor einer Entprofilierung der Kirche. „Die Kirche und ihre Einrichtungen müssen ein klares Profil zeigen. Wir können ihre Sendung nicht dadurch bewahren, dass wir die Inhalte etwas billiger machen.“ Meisner meinte weiter: „Im Haus muss drin stecken, was über der Tür steht. Wenn katholisch drauf steht, muss der Inhalt entsprechend sein.“ Der Kölner Kardinal kritisierte im Gespräch mit den Zeitungen auch die fehlende Glaubensfreiheit in der Türkei. Deshalb sei seine Freude über die neue große Moschee in Köln „sehr getrübt“. Nachdrücklich sprach sich der Kardinal für die soziale Marktwirtschaft aus. „Das wichtigste Wort `sozial` ist dreimal zu unterstreichen“. Er unterstützte auch den Plan eines Betreuungsgeldes für Eltern, die ihre Kinder zu Hause erziehen.