Der Internationale Währungsfonds (IWF) verliert den Glauben an die griechische Sanierungsfähigkeit. Der IWF, der neben der Europäischen Zentralbank (EZB) und der EU-Kommission zur sogenannten Troika gehört, glaubt nicht, dass das hochverschuldete Land auf Basis der bisherigen Sanierungspläne seine Schulden dauerhaft tragen kann. Das berichtet das Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“ in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe.
Die IWF-Experten wollen im Zuge der nächsten Troika-Mission, die Mitte Januar startet, wichtige Eckwerte des Rettungspakets an die verschlechterte Wirtschaftssituation anpassen. Laut einem internen IWF-Vermerk soll Griechenland entweder einen höheren Konsolidierungsbeitrag leisten, die privaten Gläubiger auf einen höheren Anteil ihrer Forderungen verzichten oder die Euro-Staaten sich mit einem höheren Beitrag beteiligen. Die schleppenden Reformen in Athen kritisiert der IWF scharf. Die Fortschritte beim Eintreiben von Steuern und die Erlöse aus Privatisierungen lägen unter den Erwartungen. Mit dem im Oktober verabschiedeten Rettungspaket sollte eigentlich erreicht werden, dass die griechische Staatsverschuldung 2020 nur noch 120 Prozent der Wirtschaftsleistung entspricht. Mit diesem Wert sollte die Tragfähigkeit der Schulden gewährleistet sein. Wie das Magazin weiter berichtet, ist hingegen selbst das fraglich. Der Ökonom Henning Klodt vom Kieler Institut für Weltwirtschaft hat berechnet, um welchen Wert die laufenden Einnahmen im griechischen Staatshaushalt die Ausgaben übersteigen müssten, damit die Regierung die Schulden in den Griff bekommen kann. Seine Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass der Betrag selbst bei deutlich niedrigeren Zinsen und einer wirtschaftlichen Erholung deutlich mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes entsprechen müsste. „Das hat in den vergangenen Jahrzehnten kein Industrieland je erreicht“, so Klodt.