IW-Chef Hüther gegen Auffanggesellschaft für entlassene Schlecker-Mitarbeiter

Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, lehnt ein staatliches Eingreifen bei Schlecker ab: Eine Auffanggesellschaft für mehr als 10.0000 Beschäftigte der insolventen Drogeriekette sei angesichts der Arbeitsmarktdynamik gar nicht zu begründen. „Unser Sozialsystem bietet über das Arbeitslosengeld I eine hinreichende Abfederung“, sagte Hüther „Handelsblatt-Online“. „Schlimm ist es, wenn durch einen solchen Schirm die Illusion der dauerhaften Beschäftigung durch die Realität der dauerhaften Transferabhängigkeit erkauft wird“, warnte der IW-Chef.

„Und was sollen kleine Einzelhändler in starkem Wettbewerb stehend davon halten, wenn Große so abgefedert werden?“ Es sei immer derselbe „politische Reflex“, sagte Hüther weiter. „Kaum kommt ein großes, bundesweit agierendes Unternehmen in eine schwierige Lage, dann wird mit großer Geste Hilfe gefordert und meistens auch gewährt.“ Da werde auf systemische Effekte verwiesen und darauf, dass ja auch für Finanzinstitute Rettungsschirme eingerichtet worden seien. „Während die Hilfe im Falle einer Finanzsystemkrise wie 2008 aber schlicht der Logik folgt, auf elementare Weise die Stabilität des ganzen Wirtschaftssystems zu gewährleisten, geht es bei Schlecker um einen ganz normalen Vorgang, so hart im Einzelfall das Schicksal auch sein mag“, sagte Hüther. Unternehmerisches Versagen wie bei Schlecker gehöre zur marktwirtschaftlichen Ordnung. „Die einzig akzeptable Form der Enteignung ist die über den Wettbewerb“, betonte der IW-Chef. „Nur dann ist sichergestellt, dass mit dem verfügbaren Kapital verantwortlich umgegangen wird.“