Ist Elektromobilität wirklich die einzige Zukunft?

Hamburg, Januar 2020

Verband markenunabhängiger Mobilitäts- und Fuhrparkmanagementgesellschaften e.V. (VMF) traf sich zum 8. Branchenforum/ Schwerpunktthemen: Elektromobilität und Ladeinfrastruktur im Hinblick auf Klimapaket und finanzielle Förderungen/Vorträge zeigten neue Fakten der Elektromobilität, der Ladeinfrastruktur und des Markts auf

Der Verband markenunabhängiger Mobilitäts- und Fuhrparkmanagementgesellschaften e.V. (VMF) traf sich Ende 2019 mit knapp 40 Vertretern seiner mittlerweile neun Executive-Mitglieder und elf Premiumpartner zum 8. VMF-Branchenforum in München. Im Fokus stand die Frage, nach der Kompatibilität der Elektromobilität und Ladeinfrastruktur mit den Klimaforderungen der EU und der aktuellen Dieselthematik und welche Herausforderungen dahingehend zu lösen sind. Brandaktuelle Themen, wie der Verband sie immer wieder aufgreift. Mittlerweile ist er zum größten Mobilitätsverband in Deutschland avanciert, sagt Marcus Schulz, Vorstandsvorsitzender des VMF, in seiner Begrüßungsrede. Und das nicht nur aufgrund der mittlerweile rund 700.000 betreuten Fahrzeuge – gemäß Veröffentlichungen der Executive-Mitglieder. Marcus Schulz sieht auch die gesellschaftliche Verantwortung des VMF, der sich dieser gerne stellt.

Da nicht nur der Markt, sondern auch der rechtliche Teil immer komplexer wird, kooperiert der VMF seit Kurzem mit der Kanzlei Voigt, die über eine hohe Expertise im Verkehrs- und Fuhrparkrecht verfügt. Im Rahmen des Branchenforums klärte sie über Aktuelles aus dem Fuhrparkrecht auf.

In seiner Einführung bekräftigt Schulz, dass die fortschreitende Digitalisierung und das autonome Fahren die nahen Zukunftsthemen seien. Bedeutende Herausforderung für alle Marktteilnehmer der automobilen Branche, sind die zunehmende Regulatorik zu handhaben, aber auch die finanziellen Ertragsmöglichkeiten beispielsweise bei der Elektromobilität zu erhalten. Zudem ist die Schwerpunktverschiebung, weg von Verbrennungsmotoren hin zu anderen Antriebsarten, mit allen aktuell offenen Fragen im Fokus zu behalten. Das Reiseziel ist noch ungewiss. Gewiss ist, so Schulz, dass sich niemand in der Branche ausruhen darf, um nicht das gleiche Schicksal als Marktteilnehmer zu erleiden wie namhafte Mobilfunkfirmen in der Vergangenheit in Deutschland erlitten.

Wird bei Umweltfreundlichkeit mit den aktuellen Ist-Lösungen die Soll-Situation erreicht?

Mit seinem Vortrag „Zwischen Klimapaket und Dieselfahrverbot – Aktuelle politische
Entwicklungen im Verkehrssektor“, zeigte Christian Schlenk, Political Affairs and Government
Relations, der Robert Bosch GmbH, Berlin, den Status quo der beiden vordergründig getrennten Themenbereiche „Klimaschutz“ und „Luftqualität in Städten“ auf. In Folge des Pariser Klimaabkommens muss der CO2-Ausstoß bis 2050 im Verkehrssektor auf Netto-Null abgesenkt werden. Die Bundesregierung plant, als Regulierungsmaßnahme bis 2025 einen nationalen CO2-Zertifikathandel mit Fixpreisen einzuführen, der sich indirekt ab 2021 auch auf die Spritpreise auswirken wird. Die Kfz-Steuer bei Neuwagen wird sich dadurch ebenfalls erhöhen, da sie sich am CO2-Ausstoß bemisst. Die Lenkungswirkung beim Verbraucher sieht Bosch allerdings als gering an und befürwortet eine technologieoffene Herangehensweise: batterieelektrische Lösungen neben effizienten Verbrennungsmotoren, Brennstoffzellenantriebe sowie treibhausgasreduzierenden Kraftstoffen.

Für den VMF hat die Initiative von Bosch Vorbildcharakter: gemeinsame Projekte mit Kommunen und Firmen tragen zur Verbesserung der Luftqualität bei, um großflächige Dieselfahrverbote zu vermeiden. Die Verstetigung des Verkehrs durch Verkehrsoptimierungen, welche unnötige Anfahr- und Bremsvorgänge maßgeblich verringern, die den meisten Stickstoffdioxid-Ausstoß (NO2) verursachen, ist eine der konkreten Maßnahmen.

Lange lebe der Dieselantrieb
Weitere Mobilitätsansätze erläuterte Dr. Stefan Bareiss von der PKW-Systementwicklung der Robert Bosch GmbH, Stuttgart, in seinem Vortrag „Technologieoffene Lösungsansätze für die Mobilität der Zukunft“. Bosch erwartet, dass selbst 2030 noch rund drei Viertel der weltweit produzierten PKW einen Verbrennungsmotor haben werden. Mit Blick auf die CO2-Ziele braucht es daher effiziente technische Lösungen für Neufahrzeuge. Für die Bestandsfahrzeuge könnten CO2-neutrale synthetische Kraftstoffe und fortschrittliche Biokraftstoffe eine sofortige positive Wirkung im CO2 zeigen. Vor diesem Hintergrund werden moderne Dieselantriebe weiterhin als wichtiger Bestandteil für den Antriebsmix der Zukunft gesehen. Im Vergleich zu einem Benzinfahrzeug gleicher Klasse und Leistung stößt ein effizienter Dieselantrieb weiterhin rund 15 Prozent weniger CO2 aus; zudem hat er geringere Anschaffungs- und Unterhaltskosten.

Komplexität bei der Ladeinfrastruktur
Head of Key Account Management Mona Litz von The Mobility House, München gibt in ihrem Vortrag „Kostenfalle Ladeinfrastruktur für Elektroautos – Was ist bei Planung und Aufbau zu beachten?“ wertvolle Umsetzungstipps. Beispielsweise sollten bei der Planung und Implementierung einer Ladelösung für E-Fahrzeuge Mobilitätsmanager und -managerinnen auf Smart Charging setzen. Intelligente Ladestationen und Lade- und Energiemanagement-Systeme sind flexibel erweiterbar und ermöglichen einen wirtschaftlichen und zuverlässigen Betrieb. Zudem bilden sie auch die Basis für Vehicle-to-Grid Anwendungen. Indem Fahrzeugbatterien als Zwischenspeicher intelligent in das Energiesystem eingebunden werden, kann der Anteil erneuerbarer Energien gesteigert und das Stromnetz entlastet werden. Die Elektrofahrzeugbatterien geben den Strom bei Engpässen wieder ab und nehmen ihn bei Überproduktionen auf.

Flotten im europäischen Vergleich und was ist die Lösung in Zukunft?
Marc Odinius, Geschäftsführer der Dataforce Verlagsgesellschaft für Business Informationen mH, Frankfurt, zeigt in seinem Vortrag „Endspurt Flottenmarkt 2019 – Elektro und SUV im Fokus“ u. a., dass Deutschland bei Neuzulassungen den bisherigen europäischen Marktführer Großbritannien im Flottenmarkt überholt hat. Spitzenreiter sind weiterhin die Norweger mit bereits 58% alternativer Antriebe in Flotten.

Marcus Schulz schloss dieses impulsreiche 8. VMF-Branchenforum mit der berechtigten Frage, wo die Wahrheit, der richtige Weg und die Zukunft der Mobilität lägen?

Über den VMF
Der VMF, das anerkannte Branchennetzwerk herstellerunabhängiger Mobilitätsdienstleister, ist der unabhängige Richtungsweiser (Kompass) im heterogenen Mobilitätsmarkt der Gegenwart und Zukunft. Es ist die starke herstellerneutrale Stimme, mit dem Anliegen Qualitäts- und Zukunftssicherheit sowie Orientierung im heterogenen Markt, neue Impulse und Kontaktchancen zu bieten, ebenso Effizienz. Firmen- und Privatkunden finden im VMF einen Ratgeber, um moderne Mobilitätsherausforderungen neutral, umweltfreundlich und vertrauenswürdig zu lösen. Für Executive- und Fördermitglieder ist der VMF zudem Ideen- und Supportfabrik durch Fachwissen, Fachaustausch, Projektsynergien und eine starke, mitgestaltende Markt- und Gremienpräsenz.

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