Depressionen und Einsamkeit können oft in Zusammenhang gebracht werden und bedingen sich wahrscheinlich gegenseitig. Diesen komplexen Zusammenhang untersuchte eine neue Studie am Beispiel von Singles. In diesem Fall sind mit Singles Menschen gemeint, die in ihrer Wohnung alleine leben und dabei eine feste Beziehung haben können oder aber nicht. Die Presseerklärung des Herausgebers der Studie von Ende März, die hier übersetzt wurde zeigt, wie sonstige Faktoren das Zusammenspiel von Depressionen und Einsamkeit beeinflussen:
In den letzten dreißig Jahren verdoppelte sich die Anzahl der Menschen die alleine leben. In den USA und in Großbritannien ist heute jeder Dritte ein Single. In dem frei erhältlichen Journal BioMed Central Public Health ist eine neue Studie erschienen in der deutlich wird, dass das Risiko an Depressionen zu erkranken bei Alleinstehenden um fast 80 Prozent höher ist als bei Menschen, die in einer Familie oder in irgendeiner sozialen Gruppe leben.
Bei Frauen ließ sich ein Drittel dieses Risikos auf soziodemografische Faktoren wie mangelnde Bildung und geringes Einkommen zurückführen. Die wichtigsten Einflussfaktoren bei den Männern waren ein schlechtes Arbeitsklima, übermäßiger Alkoholkonsum, fehlender Rückhalt im Privatleben oder am Arbeitsplatz.
Dass ältere Menschen und allein erziehende Eltern, die alleine leben, ein höheres Risiko für psychische Probleme haben können, ist bekannt. Wie sich das Leben als Single aber auf Menschen im arbeitsfähigen Alter auswirkt, darüber weiß man noch nicht viel. Für diese Studie beobachteten finnische Forscher sieben Jahre lang 3500 Frauen und Männer im arbeitsfähigen Alter. Sie verglichen deren Lebensverhältnisse mit soziodemografischen, psychosozialen und gesundheitlichen Risikofaktoren wie übermäßigem Alkoholkonsum, Rauchen, mangelnder Bewegung und der Einnahme von Antidepressiva. Die Informationen über die Einnahme von Antidepressiva stammten aus einem landesweiten Register von ärztlichen Medikamentenverordnungen.
Die Untersuchungen am finnischen Institut für Arbeitsmedizin führte Dr. Laura Pulkki-Råback, durch. Sie sagt: „Unsere Studie zeigt, dass Menschen, die alleine leben, ein erhöhtes Risiko haben an Depressionen zu erkranken. Insgesamt war das erhöhte Depressionsrisiko bei alleinstehenden Männern und Frauen gleich. Schlechte Wohnverhältnisse (besonders bei Frauen) und fehlender sozialer Rückhalt (besonders bei Männern) waren die wichtigsten Faktoren, die zu dem erhöhten Risiko beitrugen.“
Weiter erklärt sie: „Diese Art von Untersuchung unterschätzt normalerweise das Risiko, weil die Leute mit dem höchsten Risiko auch diejenigen sind, die am ehesten eine spätere Befragungen nicht mehr beantworten. Außerdem konnten wir nicht beurteilen, wie verbreitet unbehandelte Depressionen waren.“
Ein paar dieser Faktoren konnte diese Studie zwar eindeutig identifizieren, die das Risiko für Depressionen bei allein stehenden Menschen erhöhen aber über die Hälfte des erhöhten Risikos konnte nicht erklärt werden. Die Forscher vermuten, dass weitere Risikofaktoren ein Gefühl der Entfremdung von der Gesellschaft, Misstrauen oder Schwierigkeiten, die ihre Ursachen in kritischen Lebensereignissen haben, sein könnten. Alle diese Faktoren müssen noch weiter untersucht werden, um die Häufigkeit von Depressionen bei Menschen im arbeitsfähigen Alter besser verstehen und reduzieren zu können.
Quelle:
Psychologie aktuell