Initiative Burschenschaftliche Zukunft (IBZ) zur Berichterstattung auf „Spiegel Online“ vom 11.04.2012
Die aus 21 Mitgliedsburschenschaften der Deutschen Burschenschaft (DB) bestehende Initiative Burschenschaftliche Zukunft (IBZ) widerspricht der in einem internen Mitteilungsblatt einer Bonner Burschenschaft laut „Spiegel Online“ geäußerten Auffassung, die Hinrichtung Bonhoeffers als „Landesverräter“ sei „juristisch gerechtfertigt“ gewesen.
Vielmehr blickt sie voller Respekt auf das Opfer all derjenigen, die dem national drapierten Weg in Untergang und Brutalität nicht tatenlos zuschauen wollten.
Zum Vorwurf des Verrates zitiert sie den Bonhoeffer Biographen Eberhard Bethge. Dieser konstatierte, der Patriot „musste das tun, was in normalen Zeiten Sache eines Lumpen ist“.
Die in der Öffentlichkeit aus Sicht der IBZ zu recht kritisierte Auffassung stammt allerdings laut „Spiegel Online“ aus einer Leserbriefantwort auf einen Artikel in einer früheren Ausgabe der gleichen Publikation, in dem Bonhoeffer „als Vorbild für heutige Burschenschafter“ bezeichnet wurde. Dieser Auffassung schließt sich die IBZ ausdrücklich an.
Die Diskussion und eigenständige Bewertung historischer Vorgänge stellt einen Wert eo ipso dar, sie ist ein Teil des grundgesetzlich geschützten Wertes der Meinungsfreiheit und der Freiheit der Wissenschaft. Nur aus der Kontroverse kann die Wahrheit destilliert werden.
Die IBZ kritisiert daher die einseitige Verurteilung der gesamten Deutschen Burschenschaft in den Medien aufgrund einzelner und zudem aus dem Zusammenhang gerissener, unvollständiger Meinungsäußerungen eines einzelnen Burschenschafters in einem ursprünglich internen Vereinsheft. Weiterhin erinnert sie die Medien an ihre Verantwortung, harte Sachkritik nicht zu einer medialen Hetzjagd auf der persönlichen Ebene werden zu lassen. Sie äußert sich besorgt über den Mangel an journalistischer Sorgfalt, der darin zum Ausdruck kommt, daß der eingangs zitierte und weiterhin abrufbare Artikel auf „Spiegel Online“ in den vergangenen Tagen mehrfach verändert, erweitert und an anderer Stelle gekürzt wurde, ohne daß dies dem Leser kenntlich gemacht wird.
Zur Struktur des Verbandes Deutsche Burschenschaft (DB) erklärt sie:
Nach den Vorschriften der Verfassung der DB besteht nicht die Möglichkeit, einen einzelnen Burschenschafter zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung unmittelbar zu veranlassen.
Die Deutsche Burschenschaft kennt – anders als eine Partei oder ein Verein – keine Einzelmitgliedschaften, sie ist ein Zusammenschluss von Einzelburschenschaften. Nur diese haben das Recht, über das Verhalten eines ihrem Bund angehörenden Mitgliedes direkt zu befinden.
Die Deutsche Burschenschaft (DB) wird in der Öffentlichkeit durch die gewählte Vorsitzende Burschenschaft repräsentiert. Beschlussfassung über alle Burschenschaften betreffende Inhalte oder Mitgliedschaften von Burschenschaften in der DB stehen ausschließlich dem einmal im Jahr in Eisenach tagenden Burschentag zu. Dort hat jede Mitgliedsvereinigung Sitz und Stimme.
Diese Pressemitteilung wurde im Auftrag des Lenkungsausschusses der IBZ erstellt und veröffentlicht.
GRUNDSATZERKLÄRUNG DER INITIATIVE BURSCHENSCHAFTLICHE ZUKUNFT (IBZ)
Ziel der Initiative Burschenschaftliche Zukunft ist die Verwirklichung der burschenschaftlichen Grundsätze in der heutigen Zeit.
Wir treten ein
-für eine freiheitlich-demokratische Grundüberzeugung und entsprechende Wertvorstellungen auf der Grundlage christlich-abendländischer Kultur und Tradition,
-für Toleranz, Meinungsfreiheit sowie für gesellschaftliche und soziale Verantwortungsbereitschaft gegenüber Gemeinwohl, Staat und Volk als politischen Grundkonsens,
-für den Aufbau und das Zusammenwachsen eines demokratisch legitimierten Europa des christlich-abendländischen Kulturkreises auf Basis des Subsidiaritätsprinzips und unter Wahrung der nationalen und regionalen Identitäten.
Besonderen Stellenwert genießen für die Mitglieder der IBZ die Achtung der Würde des Menschen, die Ablehnung von Vorurteilen, ehrliches und rechtschaffenes Verhalten im Sinne der Grundsätze der Urburschenschaft. Mit der Vermittlung dieser Werte strebt die Initiative Burschenschaftliche Zukunft nach einem anerkannten Platz in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft. Die Burschenschaft soll im Einzelbund und in den Beziehungen zueinander als politische und kulturelle Bildungs- und Erziehungsgemeinschaft eine Heimat für junge Studenten sein, die die Aus- und Fortbildung fördert und in der die jungen Bundesbrüder – über das Fachstudium hinaus – eine weltoffene eigene Persönlichkeit entwickeln und im Lebensbund wertvolle Freundschaften finden können.
Die Mitglieder der Initiative Burschenschaftliche Zukunft sehen in der persönlichen, der akademischen und der politischen Freiheit nicht nur ein Recht innerhalb unserer demokratischen Gesellschaft, das jederzeit verteidigt werden muss, sondern auch eine Pflicht, für die Freiheit und die Gesellschaft einzustehen. Sie sind einem unabhängigen, selbstständigen Denken sowie dem Respekt und der Toleranz gegenüber dem anderen, gleichberechtigten Standpunkt verpflichtet. Die eigene Meinungsbildung soll frei von Ideologie durch Diskussion und Bewertung frei verfügbarer Informationen erfolgen. Sorgfalt, Zuverlässigkeitund die Einhaltung selbst gesetzter Regeln sind für sie die Grundlage für einen offenen und vertrauensvollen Umgang unter Menschen im Allgemeinen und unter Burschenschaftern im Besonderen. Das Recht zur freien Äußerung und Verteidigung der eigenen Meinung bedeuten keinen Anspruch darauf, dass andere diese Ansichten teilen.
Kontakt:
Initiative Burschenschaftliche Zukunft (IBZ)
Henning Roeder
Haußmannstraße 46
70188 Stuttgart
083 224480
http://www.burschenschaftliche-zukunft.de/
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Pressekontakt:
Im Auftrag des Lenkungsausschusses der IBZ
Joerg Haverkamp
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