Der Halbleiterhersteller Infineon aus Neubiberg bei München plant Firmenzukäufe. „Ich peile mehrere kleine oder auch mal eine mittelgroße Übernahme an“, sagte Reinhard Ploss, seit Oktober Vorstandschef des Dax-Unternehmens, der „Süddeutschen Zeitung“ (Montagsausgabe). „Da könnte es in unserem Geschäftsbereich mit Halbleitern für die Stromversorgung einen Zukauf geben oder in unserem Industrie-Bereich“, ergänzte der Manager.
Die Kasse der früheren Siemens-Sparte ist derzeit mit 1,9 Milliarden Euro gut gefüllt. Daher erwägt der Vorstand nicht nur Akquisitionen, sondern auch, das auslaufende Aktien-Rückkaufprogramm fortzuführen: „Wir denken über eine Verlängerung nach“, sagte Ploss. Wegen des Wirtschaftsabschwungs hatte der 57-Jährige bei dem Unternehmen mit weltweit fast 27.000 Beschäftigten die Zahl der Jobs eingefroren und Kurzarbeit für 1.100 Beschäftigte eingeführt. Von einem Einstellungsstopp als nächsten Schritt hält er aber nichts: „Es wird keinen Einstellungsstopp geben. Ich will nicht, dass die guten Bewerber woanders hingehen“, sagte er. Doch de facto sei es schon so, dass bei jeder Stelle genau überlegt werde, ob Infineon sie wirklich besetzen müsse. Infineon prüft zudem, das Patentportfolio der einstigen Speicherchip-Tochter Qimonda zu kaufen. Qimonda ging 2009 Pleite, der Insolvenzverwalter wirft Infineon Fehler vor und fordert vor Gericht fast 3,4 Milliarden Euro Schadenersatz. „Es gibt Überlegungen, unabhängig vom Rechtsstreit Qimondas Patentportfolio zu kaufen“, sagte Ploss. „Wir vertreten die Auffassung, dass Infineon die Patente ohnehin in Lizenz nutzen darf, aber in der Chipindustrie sind eigene Patente wichtig.“ Was den Rechtsstreit angeht, ließ der Manager die Bereitschaft zu einem außergerichtlichen Vergleich erkennen: „Der Vorstand beschäftigt sich regelmäßig mit dem Fall, und es hätte einen Wert, sich künftig nicht mehr damit befassen zu müssen. Für eine Einigung gibt es aber nur einen sehr moderaten finanziellen Rahmen.“ Milliarden-Forderungen halte Infineon für unbegründet, ergänzte Ploss, der seit 2007 Vorstandsmitglied ist. Ploss forderte von der Bundesregierung, dass diese Forschungsausgaben von Unternehmen steuerlich begünstigen solle. „Es gibt bislang nur Hilfen für konkrete Projekte. Das ist zu wenig, um dauerhaft im internationalen Wettbewerb mithalten zu können“, sagte er. Eine steuerliche Förderung habe zudem den Vorteil, dass die Firmen nicht ständig mit der öffentlichen Hand über Projekte verhandeln müssten. „Die Asiaten gehen schon länger diesen Weg. Der Erfolg ihrer Unternehmen auf den Weltmärkten gibt ihnen Recht“, sagte der Manager. Sein Unternehmen wird derzeit von drei männlichen Vorständen geführt. Sollte einmal eine Frau in den Vorstand aufrücken, dann wahrscheinlich für die Ressorts Finanzen oder Personal, sagte Ploss. „Es ist für uns generell schwierig, viele Frauen aus technischen Studiengängen zu finden. Es gibt hier nur wenige Absolventinnen“, führte er als Grund an.