Wenige Tage vor der schrittweisen Einführung der Rente mit 67 im neuen Jahr haben sich der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber und der Präsident von Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, für flexiblere Übergänge in die Rente mit 67 ausgesprochen. „Wir brauchen einen abschlagsfreien Rentenzugang für Arbeitnehmer, die langjährig versichert waren und gearbeitet haben“, sagte Huber der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstags-Ausgabe). Warum solle jemand, „der mit 15, 16 zu arbeiten begonnen hat, ebenso bis 67 arbeiten müssen wie jemand, der erst mit Ende 20 ins Erwerbsleben eingetreten ist“, kritisierte der Gewerkschaftschef.
Auch Metall-Arbeitgeberpräsident Kannegiesser plädierte für flexiblere Übergänge. „Es muss Möglichkeiten geben, vor dem gesetzlichen Renteneintrittsalter auszusteigen – oder auch länger zu arbeiten. Die Frage ist, wie sich ein früherer Ausstieg finanzieren lässt“ sagte er der Zeitung. Huber zeigte sich überzeugt, dass für viele Arbeitnehmer die längere Regelaltersgrenze gar nicht in Frage kommt. Solange Taktzeiten von 50 bis 70 Sekunden an Fließbändern und Maschinen zur Realität unserer Hochleistungswirtschaft gehörten, seien „die Menschen nach 40 Jahren Maloche kaputt“. Er wies darauf hin, dass gesund in den Ruhestand zu gelangen, immer noch ein Privileg sei. „Ein Drittel der Beschäftigten in der Industrie scheidet aus medizinischen Gründen vorzeitig aus. Der Druck und die Belastungen werden vielen Leuten irgendwann zu groß“, sagte der IG-Metall-Chef. Kannegiesser rechnet dagegen damit, dass die Welt in 15 Jahren anders aussieht. „Die Berufsbilder ändern sich. Wir haben eine andere Lebenserwartung. Die Arbeitnehmer bleiben länger gesund“, sagte er. Kritisch bewerteten beide frühere Aussagen von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen zur Rente mit 67. Die CDU-Politikerin hatte erklärt, ein Dachdecker, der es aus körperlichen Gründen nicht mehr schaffe, aufs Dach zu steigen, könne mit über 60 auch im Büro oder im Verkauf arbeiten. Huber bezeichnete diese Äußerung als „schlicht und ergreifend weltfremd“. Die Betriebe hätten viel ausgelagert, ob in der Logistik, im Lager oder bei der Werkzeugausgabe. „Diese Arbeitsplätze, die Frau von der Leyen meint, gibt es in einer derart produktivitätsorientierten Branche wie der Metall- und Elektroindustrie im Großen und Ganzen nicht mehr.“ Kannegiesser sagte: „Was der Arbeitsministerin vorschwebt, lässt sich nicht zur Regel machen. Früher hat man gesagt, „werde Pförtner oder gehe ins Lager“, das geht heute nicht mehr so ohne weiteres.“