Wer an einer Essstörung leidet, ist wie in einem Labyrinth aus Zerrspiegeln gefangen: Der ganze Körper wird als Problemzone gesehen – und die Betroffenen wollen auch da noch abnehmen, wo längst nur noch Haut und Knochen sind. Während Magersüchtige nicht aufhören können zu hungern, auch wenn sie schon völlig ausgezehrt sind, schlingen Bulimiker unkontrolliert Essen in sich hinein, um anschließend alles wieder zu erbrechen. In beiden Fällen handelt es sich um eine schwere Erkrankung, die lebensbedrohliche Formen annehmen kann. Wie Betroffenen geholfen werden kann, weiß der psycheplus-Experte Benjamin Martens – und erklärt, auf welche Warnsignale Angehörige und Freunde achten sollten.
Wenn sich alles nur noch ums Essen dreht
Oft steht am Anfang nur eine harmlose Diät: Wenn die Pfunde purzeln, ernten die Betroffenen zunächst oft Lob und Anerkennung. Der Zuspruch spornt an, und so fangen viele an, den Speiseplan immer weiter zu reduzieren, Mahlzeiten ausfallen zu lassen, sich nur noch mit Kalorientabellen zu beschäftigen und ihr Gewicht penibel zu kontrollieren. „Anorexia“, der Fachbegriff für Magersucht, bedeutet wörtlich „Appetitlosigkeit“, doch das trifft es nicht, weiß der Psychologe Benjamin Martens von psycheplus: „Magersüchtige haben oft sogar einen großen Appetit, den sie jedoch unterdrücken, und extrem wenig Nahrung aufnehmen. Die Folge ist ein bedrohliches Untergewicht.“ Bei Heißhungeranfällen mit anschließendem Erbrechen dagegen spricht man von Bulimie. „Die Krankheiten gehen häufig jedoch fließend in einander über“, sagt der psycheplus-Experte. „Gemeinsam haben die Betroffenen, dass sich ihr Leben nur noch um Essen, Kalorien und Gewicht dreht.“
Dünne Models als Schönheitsideal
Experten schätzen, dass mehrere Hunderttausend Menschen in Deutschland essgestört sind. Junge Mädchen sind besonders gefährdet, es trifft aber auch Erwachsene und sogar Kinder. „Männer können ebenfalls magersüchtig werden“, sagt Benjamin Martens. „Sie neigen allerdings eher dazu, ihr Gewicht mit übertrieben viel Sport zu senken als zu hungern.“ Die Gründe für die Fixierung aufs Abnehmen sind vielschichtig: Einen starken Einfluss hat das Schönheitsideal, das von bedenklich dünnen Models verkörpert wird. Aber auch ein Hang zur Perfektion oder ein geringes Selbstwertgefühl können für Essstörungen anfällig machen. Wo Size 0 als das neue Wunschmaß gilt, scheint vielen Größe 36 dann schon zu üppig. Schließlich spielt auch das familiäre Umfeld eine erhebliche Rolle: Oft kommen die Betroffenen aus gut behüteten Verhältnissen, die ihnen wenig Raum für eigene Erfahrungen und Kontrolle lassen. „Die Jugendlichen suchen sich einen Bereich, über den nur sie zu bestimmen haben – und übernehmen eine rigide Kontrolle über den eigenen Körper – und in erster Linie über ihr Essverhalten. Hier besteht die Gefahr, in einen Teufelskreis zu geraten.“, erklärt der Psychologe.
Zu den Warnsignalen zählt ein verändertes Essverhalten
Entscheidend ist, dass die Symptome früh erkannt werden – denn für zehn Prozent der Magersüchtigen endet die Krankheit tödlich. Ein offensichtliches Alarmsignal ist ein ungewöhnlich starker Gewichtsverlust. Ob das Gewicht noch im Normalbereich liegt, lässt sich anhand des Body-Mass-Index (BMI) errechnen. Dazu teilt man das Körpergewicht durch die Körpergröße in Quadrat (kg/m2). Ab einem Ergebnis unter 17,5 liegt Untergewicht vor. Allerdings ist die Aussagekraft des BMI mittlerweile umstritten, da er nur ein grobes Raster darstellt und beispielsweise auf Jugendliche nicht übertragen werden kann. Zuverlässigere Hinweise liefert deshalb etwa eine Veränderung des Essverhaltens: Die Betroffenen essen sehr eingeschränkt, achten unverhältnismäßig stark auf den Kaloriengehalt und zeigen wenig Lust am Essen. Sie trinken auffällig viel, um ihren Magen zu füllen, und ihre Gedanken und Äußerungen kreisen häufig nur noch um das Thema Ernährung. Vorräte von Diätpillen oder Abführmitteln sollten ebenfalls Anlass zur Nachfrage geben. „Ein deutliches Merkmal ist in fortgeschrittenem Stadium zudem die schlechte Qualität der Zähne“, sagt Benjamin Martens. „Bei Magersucht ist das Gebiss wegen des Kalziummangels geschädigt, bei Bulimie ist es durch das häufige Erbrechen angegriffen.“ Was aber, wenn man es gar nicht so weit kommen lassen und sich schon beim ersten Verdacht Gewissheit verschaffen möchte, ob im konkreten Fall eine Essstörung vorliegt? „Im Zweifel können Betroffene oder besorgte Personen aus deren Umfeld mithilfe eines psychologischen Tests, wie dem psycheplus Premiumtest, der Frage auf den Grund gehen, ob der figurbewusste Umgang mit Nahrung womöglich bereits zu einer Essstörung tendiert und eine Therapie notwendig ist.“
Essstörungen dürfen nicht tabuisiert werden
Typisch für Magersüchtige und Bulimiker ist allerdings, dass sie ihre Essstörung nicht als Krankheit wahrnehmen. Das macht es oft schwer, sie zu erreichen. Wichtig ist daher ein familiäres Umfeld, in dem Probleme offen angesprochen werden können. Dazu gehört, dass auch die Essstörung nicht tabuisiert wird – wer die Probleme nicht wahr haben will, macht alles noch schlimmer. Die Angehörigen sollten darauf achten, den Betroffenen Wertschätzung zu vermitteln. Der Psychologe betont, dass Magersucht und Bulimie nicht als Charakterschwächen missverstanden werden dürfen: „Es sind Krankheiten.“ Bei der Behandlung hat sich die Psychotherapie bewährt. „Der Therapeut hilft, die tiefer liegenden Ursachen zu identifizieren und den Wunsch nach Kontrolle auf andere Lebensbereiche zu verlegen“, erläutert der psycheplus-Experte. In schweren Fällen empfiehlt sich eine stationäre Behandlung. Sofern das Untergewicht lebensbedrohliche Ausmaße erreicht hat, ist sogar eine Zwangseinweisung möglich. „Die Betroffenen müssen lernen, ihr Selbstwertgefühl nicht von ihrer Figur abhängig zu machen“, betont der Psychologe. „So können Freizeitaktivitäten und Hobbys dazu beitragen, einen vom Erscheinungsbild unabhängigen, positiven Selbstwert aufzubauen.“ Weitere Informationen unter https://www.psycheplus.de/
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