Mit Einführung der neuen europaweiten Finanzmarktrichtlinie „Markets in Financial Instruments Directive II“ (MiFID II) wird sich auch für die Finanzberatung in Deutschland einiges ändern müssen. Zwar steht ein generelles Verbot von Provisionen für Finanzberater nicht in absehbarer Zeit an, dennoch wird sich wohl in Zukunft der Trend immer mehr in Richtung Honorarberatung entwickeln. Dr. Herbert Walter, Geschäftsführer von WhoFinance, nimmt im Interview mit dem renommierten Fachmagazin DAS INVESTEMENT Stellung zu MiFID II und zur Zukunft der Finanzberatung.
Honorarberatung tritt neben Provisionsberatung
Als eines der wichtigsten Ergebnisse von MiFID II wird ab dem 04.08.2014 im Bereich Geldanlage die Honorarberatung neben die Provisionsberatung treten. Verbraucher, die sich bezüglich einer Geldanlage beraten lassen möchten, haben so die Auswahl zwischen Provisions- und Honorarberatung. Auch wenn Honorar- und Provisionsberatung also zunächst gleichberechtigt nebeneinander im freien Wettbewerb stehen, äußert Dr. Walter im Interview jedoch die Vorhersage, dass die Regierung in Zukunft die Provisionsberatung zugunsten der Honorarberatung weiter einschränken könnte.
Honorarberatung: Unabhängige Finanzberatung hat ihren Preis
Verbraucher, die sich von einem Honorarberater beraten lassen, können sicher sein, dass dieser keinerlei Zahlungen von einem Anlageanbieter erhält, allerdings müssen sie für diese Unabhängigkeit für die Beratung auch selbst zahlen. Hierin liegt sicherlich ein Punkt, der bei manchen Verbrauchern durchaus auf Ablehnung stoßen könnte. Einen möglichen Lösungsansatz sieht der WhoFinance Geschäftsführer in einer prozentualen Berechnung des Honorars für den Finanzberater aus dem Depotwert des jeweiligen Kunden.
Honorarberatung: Aufklärung durch Regierung gefragt
Neben dem Honorarberater und seinen Kunden sieht Dr. Walter jedoch in der Sache noch eine dritte Partei in der Pflicht: Die Bundesregierung. Deren Aufgabe sei es, mit Hilfe von Kampagnen Aufklärung der Verbraucher zu betreiben. Dr. Walter gibt hierbei zu bedenken, dass der wohl wichtigste Fakt in der Tatsache liege, dass die Arbeit eines Finanzberaters auch schon vor der Einführung der Honorarberatung keineswegs kostenlos war. Allerdings bezahlt im Falle der Provisionsberatung der Anbieter des abgeschlossenen Geldanlageproduktes die Beratung, weshalb wiederum die Unabhängigkeit des Beraters von manchen Kunden in Zweifel gezogen wird.
Finanzberatung: Handeln ist angesagt
Mit der Einführung der Honorarberatung in Deutschland im kommenden August verbindet der WhoFinance Geschäftsführer aber auch eine Hoffnung: Zu viele Privatanleger hätten nach der Krise an den Finanzmärkten nichts mehr unternommen und keinerlei Investitionen getätigt. Auch wenn dieses vorläufige „Wegducken“ aus menschlicher Sicht verständlich ist – es dürfe keinesfalls ein Dauerzustand werden. Denn bei der momentanen Zinsentwicklung sei der Vermögenserhalt des Einzelnen gefährdet. Darum sei jeder Privatanleger angehalten, selbst aktiv zu werden und sein Geld in eine gute Geldanlage zu investieren. Die Hilfe eines unabhängigen Honorarberaters könne dabei nicht nur förderlich sein, sondern sich unter dem Strich für den Anleger sehr gut rechnen.